Nach 17 spannenden und erlebnisreichen Tage ließen wir Vietnam hinter uns und ein neuer Abschnitt unserer Reise begann. Es war praktische ein fließender Übergang auf dem Mekong von Vietnam nach Kambodscha. In Kambodscha starteten wir zunächst mit der Hauptstadt Phnom Penh. Einige Tage später sollte es erneut per Speedboot nach Siem Reap weiter gehen.
Dem Hostel sei Dank, unser erstes Frühstück in Phnom Penh gab es bis elf Uhr. Wir konnten endlich einmal ausschlafen. Da unsere Körper sich mittlerweile an die kurzen Schlafphasen gewöhnt hatten, setzten wir dieses Ausschlafen aber nicht als zu lange an. Gegen sieben Uhr öffneten sich unsere kleinen Äuglein und die Vorfreude und der Hunger auf das Frühstück setzte ein. Nichts konnte uns mehr in den Federn halten. Trotzdem waren wir fit und gingen frohen Mutes in den Tag. Das Hostel belohnte uns mit einem leckeren typisch englischen Frühstück.
Als erstes mieteten wir uns zur Fortbewegung Fährräder und starteten zu einer Stadtrundfahrt auf eigene Faust. Fränn hatte am Vorabend alle sehenswerten Orte herausgesucht und auf der Stadtkarte markiert. Wir klapperten einen Ort nach dem anderen mit unseren zweirädrigen Gefährten ab. Beim Radeln kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Es war sehr heiß.
In der Nähe vom Pier beobachteten wir eine Affenfamilie, wie sie sich an den Gaben des Buddhas bediente. Eine witzig anzusehende Darbietung tierischer Gotteslästerung.
Natürlich gab es auch hier einen Markt, den Zentralmarkt. Da mussten wir unbedingt rein. Nur wohin vor Schreck mit unseren Rädern. Fahrradparkplätze waren rar. Zudem gaben uns besorgte Bürger während unserer Fahrt mit auf dem Weg, sehr vorsichtig zu sein und große Acht auf die schönen Fahrräder zu geben. Ein Mann wies uns netterweise an einen Stellplatz nahe einer Laterne ein. Hier konnten die Drahtesel ungefährdet ruhen. Als erstes benötigten wir wieder T-Shirts des kambodschanischen Bieres und stimmten eine Feilschrunde an. Aber nicht um zu kaufen, sondern um die Geduld der Khmer zu testen. Dieser Besuch auf dem Markt sollte zum Schluss noch ein ganz besonderer werden. Fränn bekam ihre erste Pediküre zwischen frischen Obst, Fleisch und sonstigen käuflich zu erwerbenden Dingen und Kram, zwischen allem was man sich so vorstellen kann. Zufrieden mit dem Ergebnis beschlossen wir dies möglicherweise zur Tradition werden zu lassen.
Nach dem Besuch auf dem Markt begaben wir uns direkt zum Hostel zurück, denn es war bereits nach 17 Uhr und die Straßenverkehrslage hatte sich komplett gewandt. Während wir um die Mittagsstunden noch gemütlich durch die leeren Straßen und Wege radelten, konnten wir nachmittags kaum die Fahrbahn mit dem Fahrrad passieren. Die Straßen waren proppenvoll. Roller sowie Autos quetschen sich in jede Lücke. Der Rückweg zum Hostel kam nah an die Beschreibung für lebensgefährlich heran. Aber nicht gefährlich genug für Änn & Fränn. Sie sind es gewohnt im Alltag mit Gefahren umzugehen und schwebten durch das Getümmel wie Elfen auf zwei Rädern.
Auf dem Zimmer verputzen wir unsere auf dem Markt käuflich erworbene Wassermelone. Wir saßen auf dem kühlen Fliesen und bereiteten das große Obst wie junge Pfadfinder mit dem Taschenmesser zu. Es sind manchmal die kleinen Dinge im Leben die einem große Freude machen.
Wenn man dem Hostelpersonal Glauben schenkte, dann lauerten besonders in der Dunkelheit in Phnom Penh die Gefahren. Sie baten uns wieder sehr achtsam zu sein. Auch auf der Straße gaben uns erneut fürsorgliche Zivilisten den Rat, mit Bedacht fortzuschreiten. Änn & Fränn fanden dies sehr seltsam, auf was sollten sie aufpassen? Nicht bange aber mit Besonnenheit setzten wir unsere tägliche Nahrungssuche zum Tagesende fort. Bei der Erkundung der Stadt zu Nacht fiel uns auf, dass wir die einzigen Touristen waren, die zu Fuß durch die Straßen schlenderten. Und dies nicht nur in den Abendstunden. Alle Urlauber nutzen das Tuk Tuk. Keiner ging einen Schritt, Hauptsache gefahren werden.
An den zentralen Plätzen von Phnom Penh bemerkten wir viele scharf bewaffnete Polizisten. Ein wenig merkwürdig kam uns das dann doch vor und wir beschlossen unseren Abendspaziergang zu verkürzen und nicht den Weg übers Flussufer zu nehmen. Dieses Mal speisten wir nicht aus einer Garküche, sondern bereiteten uns einen Snack aus dem Supermarkt selber zu. Das erste Mal ein Baguette mit Wurst, ganz klassisch und heimatlich, landete auf unseren Tellern und anschließend in unseren Mägen. Nach der täglichen Kostenaddition stellten wir fest, dass diese Variante nicht unbedingt sparsamer war als ein Abendbrot in der Garküche, im Gegenteil. Außerdem entging uns so die liebevolle Bewirtung.
Am nächsten Morgen musste als erstes die Finanzauswertung und die Fotosortierung erledigt werden, eine klare Aufgabenteilung bei Änn & Fränn. Danach konnte das Vergnügen starten. Der Besuch des Russian Market stand auf unserem Programmplan. Wir nahmen uns vor ihn zu Fuß zu beehren, denn eine Wanderung hält jung und fit. Zusätzlich sparten wir uns das Fahrgeld für ein Tuk Tuk. Auch in Hinblick auf dem im Mai bevorstehenden Mammutmarsch schien dies eine willkommene Trainingsrunde.
Während des Spaziergangs verließen wir die touristischen Stadtteile und liefen an einheimischem Siedlungsgebiet vorbei, dort wo die wirklichen Menschen wohnten. Wir kreuzten mehrere Märkte. Unter einem Markt befand sich direkt ein Abwasserkanal. Alles Schmutzwasser sowie die Fisch- und Fleischreste flossen durch die Ritzen im Boden des Marktes direkt in den Kanalgraben hinein. Wir folgten dem Wasserweg noch eine Weile die Straße entlang. Ein fieser Geruch begleitete uns des Weges.
„Russian Market“ hieß er, aber russische Waren bekamen wir nicht zu Gesicht. Da uns das sehr verwunderte, drehten wir zum Schluss der Besichtigung eine große Runde um den ganzen Markt. Vorbei an eingelegten Spinnen und sonstigen Krabbelgetier. Nichts zu sehen von russischen Handelswaren. Auf unserem Rundgang kamen wir an einer Vielzahl von Obst – und Gemüseständen vorbei. Teilweise wurde das Fruchtgut auf dem Boden ausgebreitet und dann verkauft. Wir beobachteten unteranderem live die Schälung und Portionierung einer Jackfrucht. Ein „Stand“ weiter überraschte uns ein für europäische Augen ungewöhnliches Szenarium. Änn dachte noch: was für schöne Farben, ein lustiger Obstteller. Nein, Moment, es waren keine Teller mit Früchten, sondern tote Schildkröten mit geöffnetem Panzer.
Das was so bunt schimmerte, war das rote Fleisch und die gelben Innereien. Neben dem Behälter mit den geknackten Schildkröten stand ein weiteres Behältnis. Es enthielt lebende Schildis, die versuchten zu fliehen. Das gelang ihnen aber nicht. Ein irgendwie makaberes Bild, die toten und lebenden Tierchen nebeneinander zu sehen. Eine Frau, die diese Delikatesse schätzte, wühlte in einer halbpanzrigen Schildi herum, wohl um die Wertigkeit des Fleisches zu testen. Hinter der Schüssel mit den toten Panzertieren befanden sich ausgenommene Schlangen, praktisch bratfertig. Auch diese waren zum Verzehr gedacht. Fränn war empört, da sie das als Schildkrötenliebhaberin nicht akzeptieren konnte.
Änn konnte ihr in diesem heiklen Moment des Entsetzens aus Angst ihre Gefühle zu verletzten nicht mitteilen, dass sie die Kröten gerne probiert hätte. Sie behielt ihre Probierlust für sich und brachte nur ein kurzes „ja wie kann man nur“ heraus.
Schockiert fuhren wir zum Hostel zurück und nahmen uns unsere frisch gekauften Mangos vor. Wir verspeisten sie wieder auf dem Fußboden sitzend. Die kalten Fliesen ließen unsere überhitze Körper etwas klimatisieren. So gemütlich auf dem Boden hockend, chatteten wir nach Deutschland mit unseren Freunden Hendrik und Sandra. Und tauschten freudig Heiterkeiten aus.
Die wie immer in den Abendstunden anstehende Abendbrotsuche verspätete sich etwas. Wir suchten die abgespeicherte Garküche vom ersten Abend in Phnom Penh auf. Leider hatte diese Straßengaststätte schon geschlossen. Das kam einer kulinarischen Katastrophe gleich, hatten wir uns dieses leckere Abendmahl so sehr gewünscht, dass alles andere in der Vorstellung nicht unserem Gaumen entsprach. Als Ersatz wählten wir ein Baguette mit Schweinefleisch frisch vom Grill aus, um unseren Essendrang zu befriedigen. Es schmeckte vorzüglich, obwohl es etwas feurig war. Mit noch brennenden Mundwinkeln kehrten wir zur Unterkunft zurück und weinten uns in den Schlaf. Nein! Änn & Fränn ist nichts zu scharf. Das steckten sie locker weg.
Besorgniserregender als das feurige Essen waren die Mückenstiche, die wir in den letzten Tagen gestochen bekamen. Die Mücken in Phnom Penh schienen lästiger zu sein als die Händler in Hoi An. Das Auftragen von Mückenspray war sinnlos. Die blutgierigen Stechinsekten ließen sich von diesem lächerlichen Schutz nicht stören und labten sich an unserem Blut. Wahrscheinlich sind Europäer für sie eine ganz besondere Köstlichkeit und eine willkommene Abwechslung zu dem gewöhnlichen asiatischen Kram, den sie sonst vor den Rüssel bekamen.
Am nächsten Morgen sollte es Richtung Siem Reap gehen. Ursprünglich planten wir diese Tour mit dem Speedboot. Doch aufgrund des niedrigen Wasserstandes im See, riet man uns davon ab, wir entschieden uns für die Busvariante, die die gleiche Transferzeit hatte. Die Überfahrt nach Siem Reap kostete den ganzen nächsten Tag. Zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr mussten wir uns im Hostel für den Bus bereithalten. Als er dann endlich eintraf und wir nur nochmal kurz auf die Toilette austreten mussten, fuhr er auch schon ohne uns ab. Mit glasigen Augen blieben wir, wie ein in der Ferienzeit an einer Raststätte ausgesetzter Hund, im Hostel zurück. Gott sei Dank konnten die Hostelangestellten den Busfahrer telefonisch zurückrufen. Wir verbrachen die folgenden sieben Stunden im Bus.
Siem Reap erreichten wir gegen sieben Uhr abends. Welche Abenteuer uns in dieser Stadt widerfahren werden, erfahrt ihr in kürzester Zeit.
Hallo und liebe Grüsse aus Brieselang
ich lese jetzt schon ein paar Tage euren Blog
einfach toll, amüsant und man ist gespannt was euch noch erwartet
Tolle Bilder Fränn:-))))
Viel Spass euch weiterhin
Hallo, liebe Grüße nach Brieselang. Das ist schön. Wir freuen uns wenn es euch gefällt. Der Spaß reist immer mit.
Vielen lieben Dank für dein Kommentar!
😅 schön zurück gelassen die beiden Mädels 😄😄😄
Den Blog fanden wir wie immer sehr lehrreich und einstimmig unterhaltend. Wir lesen den immer zu Dritt das heisst Muvs hoeren zu und ich lese. Die Bilder schauen wir uns sehr genau an und sind froh, dass wir eine andere Ernaehrungsweise haben hier. Kambodscha ist ja zivilisierter den Vietnam oder nicht. Ja nun muesst Ihr Beide ja nicht mehr lange warten und die Runde wird bunter.
Leider haben wir hier nicht so schoen, da es ja in 2 Tagen zurueck geht nacht Hause. Wir hatten aber eine super ‚zeit miteinander und sie werden bestimmt auch viel zu erzaehlen haben, wenn Ihr alle wieder gesund und munter in Falkensee im Esstempel sitzt.
Also macht weiter so mit Eurem Blog und wuenschen Euch eine wunderbare Weiterreise.
Ich hinke ein bisschen hintendran aber es kommt aus vollem Herzen. Bis bald mal wieder!
Das ist ja jammerschade . Nun ist doch eine wahre asiatische Köstlichkeit entgangen . Panzertiere sind doch dem Schalentier gleichzusetzen . Ich finde es schade , daß ihr dort eine Grenze der Erfahrung gesetzt habt .
Egal . Schön finde ich aber auch das euer Blog der super geschrieben ist , so viele Kommentare bekommt . Da merkt man gleich wie eure Follower den Blog schätzen und sich damit intensiv beschäftigen .
Dann war es doch die Mühe und Zeit wert .
So ! Nu habt ihr noch ein Paar Tage in Zweisamkeit . Dann stossen 2 dazu die mindesten 100000 Wörter für euch aufgespart haben .
spült mal schon die Ohren und kauft Mundpflaster !
Das mit der Schildkröte ist schade. Aber ich halte Ohren u d Augen offen. Mundpflaster für uns oder euch? Oder nur für mich etwa?
Kann sein dass die Bilder täuschen. Kambodscha war nicht sauberer als Vietnam. Siem Reap war richtig müllig zum Beispiel. Viel Spaß dir am letzten Tag und einen guten Start in den Urlaub. Bis Donnerstag
So da seid ihr nun endlich in Kambodscha. Wie gewohnt habt ihr alles gesehn und euch tapfer zu rad und fuß geschlagen.
Die bilder sind toll, meine schwester bei der Pediküre, einfach geil.ich hoffe ich komme auch bald in den Genuss.
Bei euren vielen Eindrücken ist euch sicher eins entgangen: auf den fotos jedenfalls, wirkt phnom pen sauber . Da liegt nicht so viel Müll rum wie in Vietnam. Oder die Bilder täuschen.
So die Einkaufsliste für morgen ist geschrieben, noch ein arbeitstag und dann heißt es auch für mich URLAUB!!!!!
Ich freu mich riesig auf euch, seid lieb gegrüßt