Die Geisterstadt Lastovo


Pünktlich um 9 Uhr gab es Frühstück, was wir auf keinen Fall verpassen wollten, hier gab es ja nicht viel somit hieß es pünktlich sein. Wir saßen überpünktlich um 8:54 Uhr auf der großen Terrasse und warteten gespannt auf das Frühstück. Der Ausblick auf die grüne Landschaft und das türkisblaue Meer war atemberaubend schön. Überrascht wurden wir mit einem Frühstück, was es in sich hatte. Frischer Saft, Tee, Kaffee und dazu French Toast oder Arme Ritter wie der Ossi dazu sagen würde, Brot, Joghurt und selbstgemachte Marmelade – ein Frühstück wie es im Rezeptbuch steht.

Nach dem Frühstück ging es frisch gestärkt zu einem einsamen Anleger, wo wir den Tag mit baden, lesen und meditieren verbrachten. Mehr Entspannung ging nun wirklich nicht. Wir sind im Paradies angekommen. Unser Plätzchen befand sich direkt am Wasser auf der Insel Prezba im Inselreich des Naturparks Lastovo. Es war schon fast beruhigend still, niemand störte uns und wir konnten in Ruhe schnorcheln und entspannen.

 


Gegen sechzehn Uhr ging es zurück zur Pension. Da es weit und breit nicht viel gab entschlossen wir nochmal zu kochen. Diesmal gab es Reis mit frischer Aubergine und Thunfisch aus dem örtlichen Supermarkt. Nach dem Essen ging es zum einzigen Café & Bar des Ortes namens Kokolo, wo wir uns einen ersten Cocktail, einen Mojito, als Belohnung genehmigten. Dabei überlegten wir, ob es eine gute Idee sei und ob wir es wirklich schaffen ein paar Tage komplett auf das Internet zu verzichten als vorab Challenge für unser Yoga Retreat nächste Woche. Das klang nach einem guten Plan. Sonntag dann noch das ein oder andere Foto per Handy und ab Mittwoch komplett ohne Handy?

 


Für den nächsten Morgen hatten wir uns fest vorgenommen mit dem örtlichen Bus nach Lastovo zu fahren und die Insel weiter zu erkunden. Die laut Wikipedia 9 km lang und 6 km breit und überwiegend gebirgig und sehr grün ist. Vielleicht war ja dort etwas mehr los. Die Bushaltestelle war nicht weit von unserer Pension und somit warteten wir in der Bushaltestelle, doch niemand kam. Zwar gab es einen Busplan, scheinbar fuhr der Busfahrer jedoch so wie er Lust und Laune hat. Heute also offensichtlich nicht.

 


Okay, Planänderung und ab zum einzigen Rollerverleih in der Nachbarschaft. Die unfreundliche Dame wollte unsere Führerscheine sehen und wies uns zu unserer Trauer ab. Ohne richtigen Motorradschein keinen Roller, kleine Roller hatten sie nicht vorrätig. Kurzzeitig bekamen wir etwas Angst. Waren wir nun in Pasadur gefangen? Wir gingen zu unserem Café „Kokolo“ von gestern Abend zurück und informierten uns. Leider konnte man uns hier auch nicht weiterhelfen. Wandern, schwimmen, Fahrrad oder ein Boot waren die Optionen. Stets positiv denkend mussten wir doch eine Lösung finden, irgendwie müssen wir doch nach Lastovo kommen. Die bergige Landschaft lud zum Wandern und Fahrradfahren ein. Eine Strecke sind laut Google Maps ca. 14 Kilometer was theoretisch für uns tägliche Radfahrer in Berlin keine Entfernung ist. Mit Fränns angeschlagenem Bein, vom XLETIX Lauf kurz vor der Reise, aber keine gute Idee. Kein Roller, kein Bus, kein Wandern, kein Rad fahren. Nicht unweit von unserer Pension befand sich das einzige Hotel der Insel. Hier müsse es doch ein Taxi oder aber eine andere Beförderungsmöglichkeit geben. Also hin und nachfragen, kostet ja nichts. Wie der Zufall es wollte, half man uns sofort und der nette Mann vom Hotelshuttel fuhr uns für 180 kn (ca. 25 €) nach Lastovo und versicherte, dass er uns auch wieder zurückholen würde. Auf der Fahrt bestaunten wir auf den Hängen der Insel die Wein und Olivenfelder. Wir waren überglücklich und freuten uns auf die Zivilisation. Nach ca. 25 Minuten erreichten wir einen Berg und schauten auf Lastovo. Von hier aus kann man durch den freien Blick und die geringe Lichtverschmutzung sehr gut am Nachthimmel die Milchstraße sehen doch wollten wir so lange hier nicht verweilen aber vielleicht für den ein oder anderen Hobbyastronauten unter euch eine interessante Information, wenn ihr hier mal vorbeischaut.

Unser Fahrer setzte uns ab und wir vereinbarten die Rückfahrt zu 20:30 Uhr. Am Berghang lag nur das verschlafene Dorf, so viel war hier scheinbar auch nicht los. Ein kleiner Konsum, ein Imbiss und das war es auf den ersten Blick dann auch schon. Wo waren nur die ganzen Menschen?

 


Wir entschieden uns Lastovo per Fuß zu erkunden. Überall blaue Schilder mit der Aufschrift „Via the present to the past“ – „Über die Gegenwart in die Vergangenheit“.

 


Die Zeit war hier stehen geblieben. Eingestürzte Gebäude, Pflanzen die sich ihren Weg durch die Mauern eroberten, leere Gassen und absolute Stille. Auffällig waren die besonderen Schornsteine „Fumari“ die typisch für Lastovo sind. Dabei handelt es sich um eine typische Bauform von Hauskaminen die das Stadtbild von Lastovo prägen.

 


Gespenster ähnliche Zustände, schon fast wie in einem Horrorfilm. Gab es hier keine Menschen und wenn wo waren sie hin? Wir entschlossen uns auf den obersten zu erreichenden Punkt zu wandern – eine meteorologische Wetterstation, um hier Ausschau zu halten. Der Weg nach oben war sehr abenteuerlich doch die Aussicht belohnte unsere Anstrengungen, hierhin verirrten sich wohl nur die wenigsten Touristen. Oben angekommen mussten wir feststellen, dass die Station scheinbar schon lange nicht mehr richtig zugänglich ist. Auf dem Gipfel stand eine kaputte Bank, auf der wir Platz nahmen und auf das offene Meer und die Insel Korcula und Lastovo schauten. Der Wind streifte durch unser Haar und wir genossen die Ruhe.

 


Danach ging es dann wieder runter durch die Gassen bis wir durch Zufall ein unscheinbares Restaurant „Konoba Fumari“ entdeckten. Langsam zwickte uns der Magen doch weit und breit nichts außer leere Gassen und wir. Zwei ältere Damen empfingen uns, doch konnten sie uns nicht helfen. Wir konnten kein Kroatisch und sie kein Englisch. Nach kurzem Warten kam eine weitere Dame, die uns dann doch noch weiterhelfen konnte. Sie bat uns an einem der vielen Tische im Garten Platz zu nehmen. Nur kurze Zeit später verirrten sich noch ein paar weitere Touristen hierher.

 

 


Wir bestellten zwei Spieße mit Gemüse und etwas Fleisch, einen Salat und zwei Radler als Stärkung. Als Vorspeise reichte man uns frisches Brot und Olivenöl aus eigener Herstellung – es war vorzüglich. Wir unterhielten uns mit der netten, asiatisch aussehenden Servicekraft. Ihr Mann sei Australier und betreibe das Restaurant. Sie berichtete, dass die beiden Touristen vom Nachbartisch gegenüber eine Möglichkeit suchten wieder zurück nach Prezba zu kommen. Wir boten unsere Hilfe an und freuten uns etwas Gutes zu tun. Am vereinbarten Rückfahrtort gab es den zweiten Supermarkt der Insel, wo wir uns noch schnell mit etwas Obst und Gemüse eindeckten. Pünktlich um 20:30 Uhr kam unser freundlicher Shuttle und nahm uns alle mit zurück. Die beiden Touristen erzählten uns wie sie den weiten Weg von Prezba nach Lastovo gelaufen sind uns was sie erlebt hatten. Sie waren heil froh, dass sie den Weg nicht zurücklaufen mussten. Das Shuttle setzte uns am Hotel ab und es ging zurück zur Pension. Ein Tag voller Eindrücke, der es in sich hatte. Irgendwie war die Ruhe und die menschenleere von Lastovo ein komplett neues Gefühl, was man so nicht kannte.

Am nächsten Morgen beschlossen wir unsern ersten Digital Detox Tag einzulegen. Wie es uns erging und ob wir es geschafft haben lest ihr dann im nächsten Beitrag.

 

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2 Gedanken zu „Die Geisterstadt Lastovo

  1. Na das klingt ja fast schon gruselig euer Ausflug. Und habt ihr herausbekommen wo die Einwohner waren? Sicher arbeiten 😜
    Hauptsache es gefällt euch und ihr erholt euch gut. Immer Action und Lärm geht einem auch auf Dauer aufs Gemüt. Da kann man mal sehen wie man sich im Alltag schon an den Krach gewöhnt hat, nun fällt euch die Ruhe und Stille auf. Weiter so und bis zum nächsten Blog seid lieb gegrüßt

  2. OH es liest sich wie ein interessantes Buch, ich muß sagen meine Hochachtung. Ein Urlaub mal ganz anders,aber passt doch genau zu der Ruhe die man mal braucht. Grüße Mutti

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