Mit dem Jeep in den Dschungel
Gegen 10 Uhr brachen wir mit dem Jeep Richtung Hafen auf und fuhren dann in den Dschungel hinauf zum Parkplatz des Nationalparks.

Der Eintritt kostete 450 Rupien (ca. 28 €) pro Person. Wir entschieden uns für einen deutschsprachigen Guide, um mehr über die einzigartige Flora und Fauna zu erfahren. Eigentlich wollten wir für Günni eine private Tour buchen, doch es gab nur einen deutschen Guide an diesem Tag, also schlossen wir uns einer Reisegruppe an. Die Führung kostete zusätzlich 150 Rupien (ca. 9,50 €) pro Person.

Drei Wege durch den Dschungel
Am Eingang erhielten wir eine kleine Broschüre mit den verschiedenen Wanderrouten:
- Purple Route: 1 km, ca. 1 Stunde
- Green Route: 1,7 km, ca. 2 Stunden
- Orange Route: 2 km, ca. 3 Stunden

Link: https://www.sif.sc/vdm
Wir liefen die Purple Route, die uns in den faszinierenden Dschungel führte. Unser Guide Roy war äußerst unterhaltsam und erklärte uns mit viel Humor die Besonderheiten des Waldes. Bereits am Eingang konnten wir einige Coco-de-Mer-Nüsse aus nächster Nähe bestaunen – ihre schiere Größe war beeindruckend.

Die meterhohen Palmen mit ihren riesigen fächerartigen Blättern wirkten fast surreal. Roy erklärte, dass die Blätter traditionell als Dachmaterial verwendet werden und bis zu drei Jahre halten. Ein Palmwedel wiegt bis zu 25 kg, und seine besondere Wuchsform sorgt dafür, dass Regenwasser direkt zur Wurzel geleitet wird und somit die Palme ideal bewässert wird. Die weiblichen Palmen tragen die berühmten Nüsse, während die männlichen Palmen eine längliche Blüte haben, die nach unten hängt.

Die Seychellenpalme wächst extrem langsam: Es dauert ein halbes Jahr, bis eine Keimwurzel erscheint, ein Jahr bis zum ersten Blatt und 25 Jahre, bis die Pflanze ihr Geschlecht offenbart. Eine Nuss wächst sieben Jahre lang, bevor sie geerntet werden kann. Danach braucht der Baum zwei Jahre Pause, bevor eine neue Frucht entsteht.

Auf unserem Weg entdeckten wir auch einheimische Tiere: kleine Spinnen, Geckos, Termiten und verschiedene Vogelarten.

Roy zeigte uns Vanillepflanzen und Zimt – die Rinde schmeckte intensiv nach Zimt Kaugummi und soll gegen Übelkeit helfen. Immer wieder roch es nach Popcorn, das waren die Blüten der männlichen Palme.

Nach zwei Stunden erreichten wir wieder den Ausgang. Günni gönnte sich eine kühle Cola und entschied sich, eine Coco-de-Mer-Nuss als Souvenir zu kaufen. Ein nicht gerade günstiges Andenken: Es standen nur zwei Nüsse zur Auswahl, jeweils für 230 €. Jede Nuss wird registriert, erhält eine offizielle Markierung und wird nur mit einem Echtheitszertifikat und einer Ausfuhrerlaubnis verkauft. Glückwunsch zum neuen Staubfänger!

Ein entspannter Nachmittag – bis alles anders kam
Nach der Tour fuhren wir zurück zur Unterkunft. Während Günni und Ela Kenia sich ausruhten, machten wir noch einen kleinen Ausflug zum Smoon Island – ein ruhiger, idyllischer Ort mit einer kleinen Felseninsel, die leicht zu erreichen war. Fränn ließ es sich nicht nehmen, den Felsen zu erklimmen, genoss den Ausblick und nahm sich vor, wiederzukommen, um die Unterwasserwelt zu erkunden.

Am Abend beschlossen wir, ins Pirogue Restaurant & Bar zu gehen, da wir keine Lust auf Imbiss oder frittiertes Essen hatten. Das Essen war gut, aber nicht überragend – und mit Preisen ab 20 € pro Gericht auch nicht gerade günstig. Dennoch genossen wir das angenehme Ambiente und den Service.

Auf dem Heimweg schlenderten wir entspannt am Strand entlang und freuten uns auf ein kühles Bier in der Unterkunft. Doch dann kam alles anders.
Der Unfall – ein Schockmoment
Ela Kenia hatte sich offenbar überschätzt. Wie es bei älteren Menschen manchmal der Fall ist, wollte sie sich nichts anmerken lassen. Kurz vor unserer Unterkunft nahm sie Anlauf, um die Treppen als Erste zu erklimmen – doch sie stolperte und stürzte. Ihr Kopf schlug direkt auf eine Kante auf.

Fränn erstarrte für einen Moment, versuchte dann aber ruhig zu bleiben und rief nach den anderen. Mariana sprintete zur Hintertür, um aufzuschließen, während Fränn ins Haus stürzte, ein Handtuch schnappte und es auf Elas Wunde drückte. In der Panik wurde uns klar, dass wir völlig unvorbereitet waren: kein Erste-Hilfe-Kasten, keine Notfallnummer zur Hand und das obwohl Mariana erst gestern beim Ersthelferkurs war. Mit letzter Kraft hoben wir sie ins Haus und setzten sie in einen Sessel. Zu unserer Erleichterung war sie ansprechbar und konnte laufen – ein kleines Wunder. Doch das Risiko war zu groß, also riefen wir einen Krankenwagen. Die Wartezeit zog sich unendlich lange hin. Trotz unseres Erste-Hilfe-Wissens fühlten wir uns hilflos. Als der Krankenwagen endlich kam, begleitete Fränn ihre Mutti ins Krankenhaus.

Mariana und Günni fuhren hinterher. Es war ein Albtraum. Im Krankenhaus übersetzte Fränn für Ela, entschied sich dann aber, den Behandlungsraum zu verlassen – Blut und Wunden waren nicht ihr Ding. Inzwischen war auch Nora, die Managerin unserer Unterkunft, eingetroffen. Sie beruhigte mich: „Du musst jetzt stark sein.“ Und sie hatte recht. Ich durfte Ela nicht zeigen, wie sehr mich die Situation mitnahm. Später wurden wir erleichtert: Ela wurde im Rollstuhl herausgefahren – es war nichts Schlimmeres passiert, als dass ihre Stirn mit fünf Stichen genäht werden musste. Ein riesen Glück im Unglück.

Wir halfen ihr in unseren Jeep und fuhren zurück zur Unterkunft. Doch die Nacht war unruhig. Jedes Geräusch ließ uns hochschrecken, die Angst, dass noch etwas passieren könnte, war allgegenwärtig. Dieser Abend hatte uns eindrücklich gezeigt, wie schnell sich ein Urlaub in einen Albtraum verwandeln kann – und wie wichtig es ist, vorbereitet zu sein.
Tag 4: Schnorcheln auf Smoon Island
Ein Morgen voller Sorgen und ein Abend in guter Gesellschaft
Die Nacht war kurz, und unsere Nerven lagen blank. Immer wieder warfen wir besorgte Blicke zu Ela Kenia. Ihre Augen waren blutunterlaufen – sie sah aus wie ein Panda. Doch sie spielte die Starke, als wäre nichts gewesen.

Natürlich wussten wir, dass das nicht stimmte. Sie wollte uns nur nicht beunruhigen – doch genau das Gegenteil war der Fall. Wir trauten uns kaum, sie aus den Augen zu lassen. Trotzdem entschieden wir irgendwann, kurz ans Meer zu gehen, um unsere Gedanken zu sortieren und einen Plan zu schmieden, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Im warmen Wasser sitzend, wurde uns bewusst, wie zerbrechlich alles sein kann – wie schnell ein Moment alles verändert. Traurig, aber gleichzeitig überglücklich, dass es nicht noch schlimmer gekommen war, kehrten wir zur Unterkunft zurück. Günni hatte Hummeln im Hintern – er brauchte Bewegung und Ablenkung. Damit er uns nicht ausbüxte, schlugen wir vor, gemeinsam zu unserem Schnorchelspot Smoon Island zu fahren. Dort konnte er sich ein wenig austoben und auf andere Gedanken kommen.

Unter Wasser begegneten uns einige Fische – viele von ihnen kannten wir bereits von den Malediven. Leider war das Wasser an diesem Tag etwas aufgewühlt, sodass perfekte Fotos kaum möglich waren. Trotzdem war es schön, einfach abzutauchen und für einen Moment alles andere zu vergessen. Nach einem ausgiebigen Bad machten wir uns auf dem Rückweg zur Unterkunft. Unsere Vermieterin Nora überraschte uns mit einem selbst gekochten Abendessen – ein riesiger Jackfish, viel zu viel für vier Personen. Das Essen war köstlich und fühlte sich nach all den Aufregungen wie eine warme Umarmung an.

Zum Abschluss des Tages ließen wir uns auf eine Partie Mensch ärgere dich nicht ein – ein Spiel, das an diesem Abend seinem Namen alle Ehre machte. Doch letztlich war es genau das Richtige: ein bisschen Normalität, ein bisschen Lachen, ein bisschen Abschalten. Danach fielen wir erschöpft, aber etwas erleichtert ins Bett.
Nach diesem aufregenden Tag voller Höhen und Tiefen sollte unsere Reise noch weitere Überraschungen für uns bereithalten. 🌴✨
Im nächsten Artikel nehme ich euch mit zu neuen Abenteuern auf den Seychellen – begleitet uns, wenn wir trotz allem den Zauber der Inseln neu entdecken!