Mit dem Fahrrad durch Bangkok

Unser letzter Tag war gekommen, und wir hatten etwas ganz Besonderes vor: eine Radtour durch Bangkok. Ja, du hast richtig gelesen – eine Radtour. Denn für 2023 hatten wir uns vorgenommen, wieder mehr Rad zu fahren, also warum nicht damit in Bangkok anfangen? Doch bevor es losging, stellte Mariana nach dem Aufwachen fest, dass wir scheinbar an irgendeinem Punkt gestern Abend zu viel Geld ausgegeben oder aber Geld verloren hatten. Es fehlten uns 3000 Baht (81,33 Euro) im Portemonnaie, somit war die Laune kurzzeitig getrübt. Das Problem kannten wir schon aus Berlin: Wenn man nachts angetrunken mit einem 10-€ oder einem 50-€-Schein bezahlen möchte, kann man diese beiden Scheine schnell verwechseln, da sie sich farblich sehr ähnlich aussehen. Hier gab es dasselbe Problem: Der 100- und 1000-Baht-Schein sind sich auch sehr ähnlich. Somit war unsere Vermutung, dass Mariana dem Tuk-Tuk-Fahrer statt den 300 Baht versehentlich 3000 Baht gegeben hatte. Hätte, hätte, Fahrradkette. Kreditkarten oder Handys weg wären schlimmer gewesen, und ja, 3000 Baht waren ärgerlich, aber es gibt Schlimmeres. Vielleicht konnte der Fahrer sie gut gebrauchen und kann sich nun etwas Freizeit gönnen.

Bevor wir losfahren konnten, musste erst einmal ein Frühstück her. Also gingen wir um kurz vor sieben ins Restaurant und holten nach dem Frühstück noch einmal Geld am ATM. Als wir fertig waren, ging es zur Hauptstraße, denn eigentlich wollten wir mit dem Tuk Tuk zum vereinbarten Treffpunkt. Die Tuk Tuks an der Straße schlugen mal wieder viel zu teure Preise auf, die wir natürlich nicht bezahlen wollten. Also Planänderung! Wir hielten ein Taxi an und fuhren schnell los, denn wir waren zu spät dran. Unser Fahrer gab sich große Mühe, kleine Schleichwege zu finden und schnell zu fahren, und wir kamen etwas verspätet am Fahrradverleih an. Für die Fahrt von ca. 20 Minuten zahlten wir mit dem Taxi nur 100 Baht, was im Gegensatz zum Tuk Tuk viel günstiger ist, und man muss nicht nervig handeln, da das Taxi per Taximeter fuhr. Gleich ging es los. Wir hatten eine dreistündige geführte Radtour auf der Internetseite https://www.covankessel.com gebucht.

Als wir am Treffpunkt ankamen, ging es nach einer kurzen Einweisung von unserem Guide Bob mit den leuchtend gelben Rädern los.

Wir fuhren durch verwinkelte Gassen und quer durch die Küchen der Lokals und durch Tempelanlagen. Das Verrückte war, dass sich niemand daran zu stören schien, dass die Räder und Tuk Tuks durch die Haushalte der Leute fuhren. Alle winkten freundlich, begrüßten uns und waren gut gelaunt.

Wir fuhren mit dem Rad quer durch Chinatown, was schon ein besonderes Erlebnis war. Nicht nur auf den großen Straßen, sondern auch durch die kleinen Gassen fuhren wir mit dem Rad hindurch. Wir waren froh, dass wir die frühe Tour gebucht hatten und es noch nicht ganz so heiß und die Straßen noch etwas leerer waren.

Danach fuhren wir zum Fluss, um ein Selfie mit der Skyline von Bangkok zu machen und die beiden höchsten Gebäude der Stadt zu sehen. Das zweithöchste Gebäude, das legoähnlich aufgebaut ist, heißt Maha Nakhon. Es ist mit seinen 314 Metern und 77 Etagen das zweithöchste Gebäude in Bangkok und wurde im Jahr 2016 fertiggestellt. Nur zwei Jahre später im Jahr 2018 folgte das aktuell höchste Gebäude, der Magnolias Waterfront Residences Tower 1, mit 315 Metern. Man kann ihn auf dem Bild rechts von Marianas Kopf sehen. Mal sehen, wann der nächste Turm gebaut wird und die beiden Gebäude von Platz 1 und 2 verdrängt werden.

Es ging weiter Richtung Pak Khlong Talat, einem Blumenmarkt. Wir fuhren mit dem Rad kreuz und quer durch die Hallen, in denen die Händler frische Blumen, Gemüse und Obst verkauften.

Unser Guide Bob kaufte ein paar lokale Snacks und dann ging es weiter zum Wat Kalayanamitr, wo wir die größte Glocke und die zweitgrößte Buddha-Statue mit 16 Metern in Bangkok besichtigen wollten. Die Buddha-Statue war beeindruckend. Wir genossen die Ruhe und Friedlichkeit inmitten des Trubels der Stadt. Es war ein schöner Kontrast zu den belebten Straßen, die wir zuvor besucht hatten.

Unser Guide Bob erklärte uns, dass er für 10 Tage im Kloster war. Man muss sich für so eine Reise ca. zwei Wochen vorbereiten und ein Einstellungsverfahren absolvieren, damit man überhaupt in ein Kloster darf. Er erzählte uns, dass Buddhistische Mönche nach 227 Geboten und Verboten leben, genannt Patimokkha, die im buddhistischen Kloster gelten. Ein Beispiel: Anderen zu helfen bringt gutes Karma, und gutes Karma führt zu günstigen Bedingungen im aktuellen Leben oder zu einer Wiedergeburt in angenehmen menschlichen Verhältnissen oder in der Göttersphäre. Schlechtes Karma führt dagegen zu einer Wiedergeburt unter negativen Umständen, zum Beispiel als Tier oder Dämon. 

Fränn möchte seit Jahren schon für eine gewisse Zeit ins Kloster, doch hier in Thailand hat sie schlechte Karten, denn im Gegensatz zu Indien dürfen hier nur Männer ins Kloster. Nach der Besichtigung des Buddha läutete Fränn dreimal die größte Glocke hier in Bangkok, was als glückverheißend gilt, denn Glück kann man ja immer gebrauchen.

Nach dem Besuch des Tempels fuhren wir mit unseren Fahrrädern zu einem kleinen Laden an der Straße, wo uns Bob endlich die gekauften Snacks probieren ließ.

Nach einem 10-minütigem Zwischenstopp ging es weiter zum Fluss zum ICONSIAM Pier 4, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Ein Tipp von Bob war, den Shuttle von der ICONSIAM Shopping Mall zu nutzen, um kostenlos über den Fluss zu fahren. Leider hatten wir keine Zeit, das gigantische Luxuseinkaufszentrum zu besichtigen, das 2021 zur besten Shoppingmall der Welt ausgezeichnet wurde, da unsere Sightseeing-Liste einfach zu lang war und wir nicht genug Zeit hatten. Beim nächsten Mal.

Um 11:30 Uhr endete die Tour nach einer Strecke von 12 Kilometern und wir beschlossen, Chinatown nochmal zu Fuß weiter zu erkunden. Wir spazierten durch die kleinen Gassen, vorbei an Wänden mit Streetart.

Zurück in Chinatown angekommen, bekamen wir erneut Hunger. Fränn entdeckte einen kleinen Stand mit vielen MICHELIN Aufklebern aus den Jahren 2018, 2019, 2020 und 2021. Wir mussten einfach anhalten. Wir bekamen die Speisekarte gereicht und bestellten zwei Gerichte.

Nach der Bestellung wurden wir in die Katakomben hinter der kleinen Garküche geführt, in einen Gang, wo sich normalerweise kein Luxusgast verirren würde. Nur zwei Minuten später stand die Suppe auf dem Tisch. Der erste Löffel war eine Geschmacksexplosion. Die Brühe war sehr pfeffrig, etwas ungewohnt für europäische Münder, aber sehr lecker. Das Highlight war auf jeden Fall die Ente. So eine knusprige Entenbrust hatten wir schon ewig nicht mehr gegessen, das letzte Mal bei Tim Raue in Berlin. Die Suppe war vorzüglich – unfassbar, und das für 60 Baht, was umgerechnet 1,20 Euro entspricht. Fränn geriet ins Schwärmen und konnte gar nicht mehr aufhören, bis auf einmal Mariana einen Laut von sich ließ. Eine Kakerlake kam links neben ihr aus der Wand. Leider war dann Schluss mit dem genüsslichen Essen. Fränn hingegen genoss ihre Suppe noch zu Ende. Beide trafen sich vor der Garküche. Blöd, dass der kleine Käfer genau zu der Zeit unseren Weg kreuzen musste.

Danach ging es weiter quer durch Chinatown, um die bunten Waren zu bewundern. Es war faszinierend zu sehen, wie viel Trödel es hier zu kaufen gab. Es schien nichts zu geben, was es nicht gab und da wir kein Fahhrad dabei hatten konnten wir diesmal in den ein oder anderen Laden hineingehen.

Irgendwann hatten wir genug, die Taschen blieben leer und es ging weiter Richtung Wat Pho, auch bekannt als Wat Phra Chetuphon oder Tempel des liegenden Buddhas. Er zählt nicht nur zu den schönsten Tempeln in Bangkok, sondern auch zu den größten und ältesten religiösen Anlagen der Stadt und natürlich zu den beliebtesten bei Touristen. Der 45 Meter lange und 15 Meter hohe Buddha ist die Hauptattraktion der Anlage, zu der die Touristen nur so hinströmen. Als Fränn das letzte Mal 2016 den Tempel besuchte, kostete der Eintritt noch 100 Baht (2,71 €), nun waren es schon 200 Baht (5,42 €), aber da Mariana ihn noch nicht gesehen hatte, war die Besichtigung ein Muss.

Auf der Rückseite der Statue befinden sich 108 Almosenschalen, in die man traditionell eine Münze wirft, um Glück zu haben. An einem Stand in der Mitte des Tempels können Besucher Münzen kaufen, um sie in die Schalen zu werfen.

Beim letzten Besuch konnte man noch das Klimpern der Münzen hören, doch diesmal war das Interesse der Touristen, für Glück zu bezahlen, eher zurückhaltend und das Geklimper blieb aus.

Ebenfalls interessant sind die vier mit Kacheln bedeckten Prangs im Innenhof. Prangs sind große glockenförmige Türme und im Wat Phra Kaeo, Wat Pho und Wat Arun gehören sie zur typischen Architektur. Die vier Prangs im Wat Pho sind nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet und mit jeweils 42 Metern Höhe gut sichtbar.

Fränn konnte von den vielen sitzenden Buddhas nicht genug bekommen und betrachtete einen nach dem anderen. Mariana konnte jedoch kaum einen Unterschied erkennen und verstand nicht, wie man sich so viele anschauen konnte.

Es war Zeit, den Rückweg anzutreten und sich eine wohlverdiente Pause zu gönnen. Wir waren erschöpft, aber zufrieden mit unserem erlebnisreichen Tag in Bangkok.

Also ging es mit dem Tuk Tuk für 150 Baht (4,07 €) vom Wat Pho zur Khaosan Road, denn wir konnten nicht mehr laufen und hatten bereits 20.000 Schritte auf der Displayanzeige. Am Hotel angekommen hieß es erstmal ausruhen, schwimmen und dann raus auf die Straße. Ein letztes Mal in der Garküche essen und ein letztes Bier trinken, denn am nächsten Tag ging es zurück ins kalte Berlin.

Leider war die Reise schon wieder vorbei!
Vielleicht bis zur nächsten Reise, vielleicht war es auch der letzte Beitrag von uns.
Wir werden sehen.

Die Zusammenfassung

  1. Das hat uns besonders gut gefallen: Die Fahrradtour
  2. Zum Essen gab es: Rolled rice noodle soup
  3. Der Höhepunkt des Tages war: Der Wat Pho
  4. Unser Geheimtipp: Eine Fahrradtour buchen

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