Ägypten: Die geplatzte Pyramiden Tour

Zwar ist die Reise nun schon wieder ein paar Tage her, doch wollten wir unsere Erlebnisse festhalten, da wir 2019 schon nicht aus Ägypten berichteten. Wer von euch tollte Pyramiden Fotos erwartet oder spannende Geschichten wie wir die Pyramiden erklimmen, den müssen wir enttäuschen. Denn alles kam, mal wieder anders als geplant. Die Rache der Rucksäcke!

An einem Freitag im Oktober ging es gegen nach 17 Uhr Richtung U-Bahn Eingang der Kurfürstenstraße, doch leider war dieser verschlossen, was eigentlich nie vorkommt, also riefen wir uns ein Taxi. Am Flughafen angekommen teilte man uns mit, dass unser Flug Verspätung hatte, ging ja schon gut los. Irgendwann und ein Bier später hieß es dann endlich Boarding und wir stiegen frohen Mutes in den Flieger und nahmen auf unseren engen Sitzen Platz. Ab diesem Zeitpunkt hieß es gerade sitzen und am besten nicht bewegen. Denn der Flieger hatte eine Minimalausstattung, die Sitze ließen sich nicht verstellen, Fächer an den Sitzen für Zeitungen gab es nicht, na ja und Monitoren erst recht nicht. Egal, denn wir wollten nur eine Woche Berlin entfliehen und da wir wieder mal viel zu spät gebucht hatten, mussten wir uns damit zufriedengeben und waren froh, dass wir rauskamen. Ach ja, wir waren nicht allein, denn Rucksackblog hatte seit ewigen Zeiten mal wieder Gäste dabei. Ela Kenia und Güni, die Eltern von Fränn, die sich nichts mehr gewünscht hatten, als mal wieder ein anderes Stück Erde sehen, also nahmen wir sie mit.

Nach ca. 5 Stunden erreichten wir gegen 3:30 Uhr unser Hotel in Hurghada, alles schlief und es war ruhig. An der Rezeption wurden wir etwas komisch angeschaut, als wir ein Doppelbett forderten. Die beiden Männer diskutieren, leider verstanden wir sie nicht, irgendwann gaben sie nach und wir bekamen die Zimmer mit Doppelbett. Das Ägypten jetzt nicht das LGBTQ freundlichste Land ist, wussten wir auch schon vorher.

Tag 1 – Samstag

Am ersten Morgen erkundeten wir die Hotelanlage und ja es war schon wieder ein All-inclusive-Urlaub, schon mal als Vorwarnung. Diesmal der letzte dieser Art, versprochen. Die Hotelanlage war auf den ersten Blick für ägyptische Verhältnisse gepflegt, viele Deutsche, Engländer und Holländer machten gerade Urlaub und was hatten wir nicht bei der Buchung gedacht? Kinder! Es waren scheinbar Ferien und wir hatten ein Hotel mit vielen Rutschen gebucht, ein Hotel mit Aqua Park. Zum Glück war die Anlage sehr groß und die Menschen verteilten sich. Es gab einen ruhigen und einen lebhaften Bereich, gut getrennt durch die Hotelanlage mit Zimmer. Den ersten Tag machten wir erstmal gar nichts außer am Meer sein, Essen, Schlafen, Ausruhen und ein ägyptisches Beautyprogramm genießen.

Tag 2 – Sonntag

Und schon hieß es, wie immer Aktivitäten recherchieren. Unser Plan: Nach Kairo reisen, wofür es zwei Optionen gibt. Entweder mit dem Bus über 6 Stunden oder aber mit dem Flieger eine Stunde Flugzeit. Da Fränn schon mal die Tour mit dem Bus vor ewigen Jahren buchte und diese sehr stressig war, wollten wir die Strapazen den beiden Rentnern nicht antun, also entschieden wir uns für den Flieger und buchten für Dienstag für 240 € pro Person einen Flieger nach Kairo zu den Pyramiden über GetyourGuide und verbrachten den Rest des Tages mitlesen.
Am Abend ging es Ela Kenia auf einmal nicht gut, sie musste sich mehrfach übergeben und musste dem Abendessen fernbleiben. Scheinbar hatte sie sich irgendetwas vom Essen eingefangen. Die Pyramiden Tour war in Gefahr.

Tag 3 – Montag

Ela Kenia musste das Bett hüten, denn es wurde über Nacht nicht besser und wir verbrachten mit Güni den Tag und übten uns in Entschleunigung. Und in Rutschen: diese gefielen uns unerwartet gut und machten sehr viel Spaß! Wir benahmen uns wie Kinder und rannten Stunden lang die Treppen zum Turm hinauf, um uns mit einem blauen aufblasbaren Ring die Rutschen herunterzurutschen. Was für ein Spaß und wer hätte das gedacht, dass wir mal so ein Hotel für gut befinden würden.

Gegen Mittag bekamen wir eine Information, dass unsere Tour nach Kairo überbucht, war und es keine Flüge mehr gab, man bot uns an, mit dem Bus zu fahren, doch das war Ausschlusskriterium Nummer eins. Wir recherchierten Alternativen, gingen in lokale Touristenshops, doch leider ohne Erfolg. Es gab keine Flüge mehr und wir mussten uns mit dem Gedanken abfinden, nun doch nicht zu den Pyramiden zu fahren. Mariana hatte den Plan, mit unseren alten Arbeitskollegen Peter oder Ahmet einfach mal demnächst nach Kairo zum Feiern zu fahren und das Ganze dann mit einer Pyramiden-Tour zu verbinden, wir sind gespannt. Auf jeden Fall musste jetzt Plan B her, also recherchierten wir wieder nach möglichen Alternativen. So viel gab es dann auch nicht, was man hier unternehmen kann. Eine Quad-Safari in eine Beduinendorf, Schnorchel oder Tauchtouren oder aber eine Stadtrundfahrt nach Hurghada. Luxor mit dem berühmten Karnak-Tempel oder aber das Tal der Könige hatten alle schon gesehen. Also buchten wir für 6 € pro Person eine Stadtrundfahrt mit privatem Guide über GetYourGuide.
Nach dem Abendessen ging zur Dinnershow in einer sehr lauten Veranstaltungshalle, direkt neben dem Eingang des Hotels, wo man sich bei über 90 Dezibel die Ohren abtöten konnte.
Der einheimische billige Fussel war wie überall inklusive, wollte man qualitativ hochwertigen Alkohol musste man zahlen, also entschieden wir uns den einen Abend für 2 € pro Kopf für Mojitos, die sich gelohnt hatten. Nach dem dritten Glas wollte der eine Barkeeper Jesus mit uns nach der Show in die Disco. Wir wollten nicht unfreundlich sein, doch wir verneinten und gingen schlafen.

Tag 4 – Dienstag

Aufstehen, Frühstücken und ab an den Pool, diesmal war die Reisegruppe wieder vollzählig, Ela Kenia ging es wieder etwas besser, doch dann kam alles wieder anders. Unmittelbar nach dem Mittag erwischte es Fränn, ihr ging es auf einmal nicht gut. Kopfschmerzen und leichtes Unwohlsein. Die gebuchte Stadtrundfahrt ließ sich zum Glück kurzerhand auf den nächsten Tag verschieben. Die Lage spitzte sich weiter zu und gegen frühen Abend war es dann so weit – nun lag Fränn mit Brechreiz und leichtem Fieber flach, die nächste Person der kleinen Reisegruppe Rucksackblog. Die Krönung war dann nach dem Abendessen: Es erwischte dann auch noch Güni. Die dritte Person, die jetzt flach lag, das war doch nicht mehr normal. Zufall? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall lagen zwei Gronwalds flach.

Tag 5 – Mittwoch

Hurghada: Stadtrundfahrt & Ägyptische Papyrus- und Kunsthandwerkmuseen

Am nächsten Morgen ging es Fränn und Güni wieder einigermaßen. Alle ruhten sich am Pool aus und hofften auf schnelle Genesung. Zwar sind die Gronwalds etwas wehleidig, aber leiden sie meisten nur kurze Zeit und sind Aufstehmännchen somit waren sie am Nachmittag wieder einigermaßen fit und konnten die Stadtrundfahrt nach Hurghada doch wirklich antreten.

Unser Programm: 
• Besuch der New Marina
• Besuch der Hurghada Al Mina Moschee
• Besuch des Fischmarktes
• Besuch des Kunsthandwerksmuseums „Museum“
• Besuch des Pharaonen-Papyrus „Museums“

Hurghada Al Mina Moschee
Kunsthandwerksmuseum
Pharaonen-Papyrus „Museum“

Tag 6 – Donnerstag

Ein letzter Tag am Meer, der perfekte Ausklang sollte man meinen, doch am Abend passierte dann noch ein Erlebnis, was wir gerne teilen möchten. Alle Deutschen des Hotels wurden zum italienischen Abend geladen, Punkt halb sieben ging es los. Und obwohl wir sehr pünktlich waren, waren wir fast die Letzten, die, an der langen Tafel platziert wurden. Die Idee war schön, doch die Umsetzung eine Katastrophe, denn wir saßen wie die Hühner auf der Stange nebeneinander, ein Unterhalten war fast unmöglich. Die Vorspeise kam schnell, doch dann passierte nichts mehr.

Die anderen deutschen Touristen am Tisch waren am Anfang noch gut gelaunt. Ein älteres Ehepaar mit ihrem Neffen saßen uns gegenüber und waren nicht wirklich gesprächig, doch um so länger alles dauerte, tauten sie auf einmal auf und unterhielten sich mit uns. Die Idee war gut, die Deutschen im Allgemeinen nur nicht so kontaktfreudig, außer man kann sich zusammen über etwas aufregen und das taten wir dann. Nach der lieblos angerichteten Vorspeise stand Fränn irgendwann auf und fragte nach der Vorsuppe. WOW, es passierte was, doch dann passierte wieder nichts. Das Dumme an der Situation, vor jedem Gast lag eine Bewertungskarte, was für ein Bewertungsfail.
Das Ehepaar gegenüber bekam nach 1,5 Stunden dann endlich das Hauptgericht, was scheinbar so schlecht war, dass die ältere Dame es wieder zurückgeben musste, die Stimmung spitzte sich weiter zu und alle waren nur noch schlecht gelaunt. Irgendwann kam die Managerin vom Hotel zu unserem Tisch und fragte uns nach unserem Empfinden. Fränn kochte vor Wut, wie kann es bitte sein, dass wir seit 1,5 Stunden auf Essen warten, obwohl wir Tage vorher das Menü angeben mussten und dann auch noch die falsche Vorspeise kam, nicht jeder eine Suppe bekam und alle nochmal nach dem Hauptgericht gefragt wurden – unfassbar. Die Situation spitzte sich weiter zu, denn auf einmal wurde von den Gästen am Tisch alles bemängelt, was man bemängeln konnte. Die Frau gegenüber klagte über Rückenschmerzen wegen ihrer Matratze und die servierte „Schuhsohle“. Als Fränn dann die Managerin fragte, wie es sein kann, dass drei von 4 Personen aus unserer Gruppe eine Lebensmittelvergiftung gehabt hatten und ob es noch mehr Gäste mit ähnlichen Problemen gibt, wurde es richtig skurril, denn die Managerin schaffte es leider nicht, die Gäste zu beruhigen, sie wurde auch noch frech. Haben Sie etwas Eiswürfel gegessen, dann kann das schon mal passieren. Ihr waren keine Fälle bekannt, wahrscheinlich lag es an uns, komisch, dass keiner von uns, die schon sehr oft verreist waren, schonmal eine Lebensmittelvergiftung im Hotel hatten. Sie meinte doch ernsthaft, dass wir zum Arzt hätten gehen sollen, das Erbrochene untersuchen lassen, da man so erst feststellen kann, was die wirkliche Ursache war. WOW, das war echt zu viel. Mittlerweile war der Tisch komplett leer und nur noch wir saßen da und warteten auf das Essen. Irgendwann war es auch uns zu viel und wir verließen das Restaurant, denn so etwas hatten wir noch nie erlebt. Schade und diesmal war es wirklich das letzte Mal all-inclusive.

Tag 7 – Freitag 

Frühstück, packen und ab in den Flieger. Berlin, wir vermissen dich. Schade Ägypten, aber wir werden uns ganz lange nicht mehr wiedersehen, dafür ist die Welt einfach viel zu groß und dafür gibt es einfach viel zu viel zu entdecken. Und um in Urlaub zu fahren, um sich zu betrinken und billig gefälschte Markenklamotten zu kaufen ist uns unsere Zeit einfach zu schade.

Fazit: Es war trotz der geplatzten Pyramiden Tour und der drei Lebensmittelvergiftungen eine großartige Woche zu viert. Das Reisen mit zwei älteren Personen war eine spannende Erfahrung für uns, alles ging langsamer voran und das kaum vorhandene WLAN war für uns eine kleine Challenge, mit positivem Fazit einfach mal abzuschalten und den Moment zu genießen. Wir übten uns eine Woche in Entschleunigung und Digitaldetox, was sehr entspannend war und dafür war Ägypten genau der richtige Ort. Bis zum nächsten Mal.

Schreibe einen Kommentar