Mit dem Roller zum südlichsten Punkt von Taiwan



Um 7 Uhr klingelte der Wecker, die letzten Dinge wurden noch schnell im Koffer verstaut und ab zum Bahnhof Richtung Xinwuri Station. Es ging in den Süden von Taiwan, Fränn wollte endlich im Meer schwimmen, denn bis jetzt waren wir nur in den Metropolen und so langsam sehnten wir uns nach Natur und der endlosen Weite des Meeres. Am Bahnhof Zuoying angekommen folgten wir den Anweisungen des Bus-Icons am Bahnhof und nur wenige Meter später war auch schon der Infoschalter. Mit Händen und Füßen erklärten wir der netten Dame, wo wir hin wollten und dank der EasyCard gab es die Fahrt nach Kenting für 172 Taiwan-Dollar (ca. 5 €) statt 352 Taiwan-Dollar.



Es funktionierte wie immer alles super einfach mit der Karte. Einmal die EasyCard gekauft, aufladen und per RFID-Technik bezahlen, ohne langes Warten somit benötigten wir kein weiteres Ticket und konnten die Karte als Fahrschein nutzen. Vorbei am Infoschalter die Rolltreppen herunter und hinein in den Bus. Doch kaum saßen wir im Bus war nur kurze Zeit später Mariana ersichtlich genervt von dem Busfahrer und seiner ruppigen Fahrart, Wörter wie Sicherheitsabstand und vorausschauendes Fahren waren ihm jedenfalls komplett unbekannt. Fränn hingegen nutzte die Zeit zum Blog schreiben und hörte Musik. Vorbei an Palmen Plantagen, Fabriken und unendlich vielen Bergen ging es am Meer entlang, Richtung Kenting. Es war ein wenig wie die Tour nach San Francisco mit Änn als wir Silka in Los Angeles besuchten, immer am Meer entlang auf der 101 Straße bis zum Ziel nach San Francisco. Apropo Änn, was sie wohl aktuell macht? Wie es ihr wohl geht? Gerade solche Momente sind oft nicht einfach, da das erste Reiseabenteuer von Rucksackblog auf der gemeinsamen Bachelor Reise 2010 nach Kenia entstanden ist, ein sehr bewegender Moment für Fränn. Fränn probierte sich auf das Meer zu fokussieren und nicht weiter in Traurigkeit zu verharren.

Vorbei an Paintball, Go-Kart Anlagen und vorbei an dem Maanshan Kernkraftwerk. Genau ihr lest richtig, eins von drei Kernkraftwerken in Taiwan, und dieses befindet sich genau am Meer in wunderschöner Umgebung. Uns war mulmig zumute aber gehört auch das zum vielen Reisen dazu, sich mit unschönen Dingen zu beschäftigen und sie infrage zu stellen. Wir nahmen es mit Humor, vielleicht gibt es die nächsten Tage Fisch mit drei Augen zum Abendessen oder wir kommen strahlend nach Hause. Nach ca. 3,5 Stunden Busfahrt hielt der Bus an der Haltestelle „Polizeistation“ in Kenting. Nur wenige Gehminuten entfernt befand sich unsere Unterkunft. Endlich waren wir am Ziel: Erholung, endlich im Meer schwimmen und einfach mal nichts tun. An der Rezeption wurden wir herzlich empfangen, leider konnte der junge Herr kaum Englisch doch per Google Übersetzer auf seinem Handy erklärte er uns alle wichtigen Dinge. Komischerweise sollten wir auf keinen Fall in dem Meeresabschnitt in unmittelbarer Nähe unseres Hotels baden. Warum wussten wir noch nicht. Fränns sehnlichster Wunsch war es für heute, einmal mit den Füßen ins Meer, somit schnell die Koffer ins Zimmer und ab zum Strand. Der gute Mann von der Rezeption hatte recht, baden verboten stand auf einem Schild, doch warum? Vielleicht wegen der vielen Chinesen, die nicht schwimmen können? Nur Surfer und ein paar chinesische Urlauber und natürlich wir waren am Strand. Das Meer zog uns sofort in den Bann und wir genossen den Blick auf die Wellen, wie eine Meditation am Morgen so hätten wir Stunden verweilen können. Einen ersten kleinen Spaziergang am Meer, in den nächst besten 7Eleven ein Bier für den Sonnenuntergang und zurück an den Strand. Mariana genoss den Moment doch Fränn war langweilig, sie hatte nichts Besseres zu tun, als den halben Strand nach Muscheln abzusuchen. Sie fand kleine runde Muscheln, die es ihr ersichtlich angetan hatten. Ihre Idee: Sie wollte kleine Muschelohrringe verkaufen und sich davon eine Weltreise zusammen sparen.



Mariana bekam langsam Angst und fragte sich, ob die Strahlung vom Atomkraftwerk auf Fränn wirkte oder ihr die Sonne zu Kopf gestiegen war. Zwei junge Chinesen waren jedoch so sehr angetan von dem wilden Treiben und wollten unbedingt ein Foto mit uns, ob sie die Geschäftsidee gerochen hatten oder aber nur an einem Bild mit zwei Deutschen interessiert waren, wissen wir leider nicht. Zumindest ist man das durch das Reisen schon gewohnt, dass man als weiße Person gerne fotografiert wird.
Als die Sonne untergegangen war, ging es Richtung Unterkunft. Laut dem jungen Mann an der Rezeption sollte an der Hauptstraße ein Nachtmarkt sein, wo wir Abendessen wollten und er hatte recht. Die komplette Straße war voll mit Menschen und Garküchen, die wie Pilze aus dem Boden gewachsen waren. Vorhin war es noch eine ganz gewöhnliche Straße, die am Abend scheinbar zum Nachtmarkt umfunktioniert wird. Von überall strömten die Menschen auf den Nachtmarkt.


Nachtmarkt in Kenting


Wie kann das sein? Überall Menschen, viele Menschen und wir mitten drin, wo kamen sie alle auf einmal alle her? Total überfordert aßen wir an zwei Garküchen Abendbrot. Wir beschlossen in die Unterkunft zu gehen und Fränn nutze den Abend, um sich über Atomkraftwerke bei Google zu informieren. Die nächsten zwei Tage haben wir einfach mal gar nichts gemacht, zwei Tage am Meer. Nichts tun außer lesen, schwimmen, essen, schlafen, eincremen, trinken, beobachten und einfach nur dem Meer zu lauschen was uns sehr guttat. 



Am Montag war es dann so weit, der große Tag war gekommen. Die Reisezeit hatten wir ja nicht ohne Grund so gewählt denn Mariana hatte Geburtstag. Nicht irgendeinen Geburtstag, sondern der Club der 30ziger, ein nicht ganz einfaches Alter womit scheinbar viele zu kämpfen haben. Fränn kannte das schon aus dem Freundeskreis und war froh, dass sie das schon lange hinter sich gelassen hatte und das Leben in vollsten Zügen genießt. 
Beim Rollerverleih an der Hauptstraße leihten wir einen Roller für zwei denn wir mussten uns einen Roller teilen, da man auf  Taiwan nur mit einem internationalen Führerschein Roller fahren darf, der normale deutsche Führerschein wird hier nicht anerkannt. Fränn hatte zum Glück von der letzten Amerika Tour den Führerschein dabei und somit hatten wir Glück denn zu Fuß oder Fahrrad wäre keine gute Option gewesen. Für nur 350 Taiwan-Dollar (ca. 10,30 €) den Tag bekamen wir unser Gefährt ausgehändigt. Nach einer kurzen Einweisung der Dame vom Verleih und Erklärung an Mariana wie man den Helm richtig aufsetzt, ging es Richtung südlichster Punkt von Taiwan




Den ersten Kilometer fuhr Fränn noch äußerst vorsichtig, doch dann ging es irgendwann und sie fühlte sich fast wie auf Helga, ihrer geliebten blauen Schwalbe in Falkensee. Vorbei am Chuanfan Rock ging es zu unserem ersten Stop den „Shadao Beach“ der bekannt für seinen Muschelsand ist, doch leider war dieser gesperrt, da zu viele Touristen dort Sand als Souvenir mit nach Hause genommen haben. Zum Glück wird er nun geschützt und kann sich erholen und für jeden der Sand mit nach Hause nimmt, sollte das ab heute sein lassen, wäre sehr schade, wenn noch mehr Strände deswegen gesperrt werden. 

Shadao Beach


Unser zweiter Stop war der „Baishajia Leuchtturm“ den man hier auf vielen Postkarten findet. Wir parkten den Roller für 10 Taiwan-Dollar (ca. 30 Cent) auf dem öffentlichen Parkplatz, dann ging es Richtung Eingang zum Elunabi Park und es waren nochmal 60 Taiwan-Dollar (ca. 1,76 €) pro Person für den Eintritt fällig. Es ging einen Weg hoch, auf dem Hügel befindet sich ein ca. 25 m hoher Turm der für uns nicht sonderlich hoch und auch nicht spektakulär war, halt ein kleiner Leuchtturm. 

Elunabi Park


Uns zog es Richtung Meer durch die gepflegte Parkanlage. Viele kleine Wege führten Richtung Meer, wo es die unterschiedlichsten Aussichtspunkte gab. Die Natur war wunderschön, kaum Touristen, doch eins raube uns den letzten Nerv, Spinnen, vor denen wir Angst hatten, die in den Bäumen hängen. Beide hatten wir natürlich auch noch eine Spinnenphobie, die das Spazieren ungemütlich gestaltete, da wir überall nur noch Spinnen sahen. Total übertrieben, aber so ist das nun mal, wenn man Angst hat. 


Auf dem Rückweg gab es einen Grüntee und eine neue Kette für Fränn und endlich ging es Richtung südlichster Punkt von Taiwan. Am nächsten Parkplatz waren wieder 20 Taiwan-Dollar (ca. 60 Cent) fällig die wir leider nicht klein hatten doch ein netter Mann half uns, er schenkte uns die zwei silbernen Münzen und wir passierten die Schranke. Roller abgestellt und Richtung Aussichtspunkt vorbei an ein paar kleinen Ständen die Muscheln und Getränke verkauften. Nach ca. 10 Minuten Fußmarsch auf einem befestigten Weg Richtung Meer standen wir nun an dem südlichsten Punkt. Relativ unspektakulär steht dort ein Stein, an dem man ein Erinnerungsfoto schießen kann. Natürlich ließen wir uns das nicht Nehmen und hielten den Moment wie immer fest und genossen den Blick auf das Meer. 


Zurück zum Parkplatz und rauf auf dem Roller. Mittlerweile wurde es sehr windig, der Roller fuhr sich immer schwerer und Fränn hatte Probleme den Roller auf der Fahrbahn zu halten, aber an aufgeben war wie immer nicht zu denken. Die windigen Böen erschwerten die Fahrt doch am Longpan Park angekommen, entschädigte der Blick auf die Küstenlandschaft. Der Ausblick war faszinierend, überall grüne Natur, roter Lehmboden und dann das Meer. Leider war das Foto schießen nicht ganz einfach, denn dort oben war es so windig das man aufpassen musste, dass man nicht weggeweht wurde.

 

Longpan Park



Nachdem wir genügend Fotos im Kasten hatten, ging es die Straße an der Küste den Berg hinab vorbei an unendlich vielen Drachenfrüchte Plantagen. Weiter ging es nach Gangkou, wo wir Mittag essen wollten. An der Gangkou Brücke gab es ein paar Restaurants wo wir uns zwei Gerichte zum Mittag bestellten. Fränn wählte die vegetarische Variante, Gemüse mit Reis und Mariana Rindfleisch mit Nudeln aber scheinbar hatte die Köchin keine Lust sich an die Bestellung zu halten. Fränn bekam Gemüse mit kleinen Fleischstückchen ohne Reis und Mariana zwar Rind aber ohne Nudeln. Wir enttäuschten die Köchin nicht und probieren die Teller einigermaßen leerzuessen. Nach dem Essen entdeckten wir ein großes Schild in unmittelbarer Nähe des Rollers, wo man dadrüber informierte wird, was man im Falle einer nuklearen Katastrophe machen sollte. Uns war wieder mulmig zumute da wir zuvor von niemanden eine Einweisung bekommen hatten. Wir hofften einfach auf unser Glück.


Frisch gestärkt ging es zu dem nächsten Ziel, Chuhuo – ein Naturschauspiel. Roller abgestellt und die Treppenstufen hinunter und einen kleinen befestigten Weg entlang. Hierbei handelt es sich um ein kleines abgesperrtes Feld. Erdgas tritt aus kleinen Spalten und Rissen aus dem Boden und Flammen entstehen, die man im Frühling und Winter am besten sehen kann – Fränn bekam sich vor Begeisterung kaum ein und wäre am liebsten zum Barbecue dort geblieben, das ist jedoch leider verboten somit würde es heute Abend wahrscheinlich wieder etwas aus der Garküche geben.

Chuhuo


Die Sonne senkte sich immer weiter und wir hatten noch kein einziges Stück Geburtstagskuchen gegessen. Mariana hatten gestern Abend eine Patisserie ausgewählt „Sandia-Patisserie“ die Fränn ansteuern musste. Leider waren wir etwas spät dran, angekommen gab es nur noch drei verschiedene Törtchen zur Auswahl. Mariana entschied sich für einen Ananaskuchen in Form einer kleinen Kokosnuss und einen kleinen mit Cremé gefüllten Kranz für Fränn. Die beiden kleinen Törtchen waren nicht ganz günstig aber vorzüglich im Geschmack. Wir genossen den Geburtstagskuchen und Mariana entschied zu Hause eventuell doch noch ein Kaffee- und Kuchenkränzchen für die daheimgebliebenen Freunde zu organisieren. 

Sandia-Patisserie in Kenting


Auf dem Rückweg gab es noch einen kleinen Abstecher am South Bay mit Blick aufs Atomkraftwerk. Fränn war so fasziniert von dem Kraftwerk, das sie es unbedingt nochmal aus der Nähe sehen wollte. Einfach nur verrückt, wie man an so einem schönen Strand ein Kraftwerk bauen konnte. 

Maanshan Kernkraftwerk


Noch schnell das ein oder andere Foto und zurück Richtung Unterkunft. Schnell den Roller zurückgegeben, zwei Bier vom 7Eleven und ab ans Meer den Sonnenuntergang und die letzten Stunden vom Tag genießen. 


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Ein Gedanke zu „Mit dem Roller zum südlichsten Punkt von Taiwan

  1. Nun liebe Mariana , auch an dieser Stelle nochmals alles liebe und gute zum Geburtstag 🎂. Da ich seit meinem 40. Geburtstag alljährlich in die Ferne reise, weiß ich das es nichts schöneres gibt als den Geburtstag im Urlaub zu genießen. Und ich glaube an diesen Tag denkst du noch oft zurück.
    Schön das ihr auch endlich den Weg zum Meer gefunden habt. Aber warum man an eurem Stand beim Hotel nicht baden darf habe ich nicht verstanden. Kann auch sein das ich heute nicht mehr so Aufnahmefähig bin. Endlich ist der Drei Generation Urlaub zurück, alle vier haben so viel erzählt. Es ist einfach nur schön das sie wieder da sind. Und nun fehlt ihr noch….!!!
    Also genießt die letzten Tage
    Eure Lieblings Sister

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