Hier wird doch der Hund in der Garküche verrückt!

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Das erste Reisekapitel Bangkok lag bereits hinter uns. Von Hanoi aus sollte unser nächstes Abenteuer, eine Erkundungstour von Nord- nach Südvietnam starten. Am Vorabend besorgten wir uns die dazu nötigen Bustickets und sichterten uns einen Ausflug zur Halong Bucht. Vorerst blieben wir aber noch einen Tag in der Hauptstadt Vietnams und nahmen uns vor die Stadt genauestens zu untersuchen.

Die erste Nacht in Hanoi war grausam. Die eisige Kälte im Hotelzimmer, unter anderem durch die Klimaanlage verursacht, raubte uns den Schlaf. Hinzu kam die hauch dünne Bettdecke, die wir uns obendrein zusammen mit dem Bett auch noch teilen mussten. Die Nacht war mit fünf Stunden ohnehin knapp angesetzt und die Kälte riss uns immer wieder aus dem Schlaf. Frierend war es schwer wieder sanft in die Träume zu versinken und von Erholung konnte keine Rede sein.
Belohnt wurden wir am nächsten Morgen mit unserem ersten deftigen und üppigen richtigen Frühstück. Wie wir diesen Brauch zu Tagesbeginn vermisst hatten. Es gab Obst, Saft, Brot, Süßspeisen, Kaffee, Tee, Nudelsuppe, gebratene Nudeln, Salate und andere vietnamesischen Köstlichkeiten. Während wir uns die Bäuche vollstopften, kommunizierten wir in unserem noch schüchternen Englisch mit einer jungen vietnamesischen Hotelangestellten. Ihr gefiel das
Tattoo von Fränn so sehr. Wir unterhielten uns ganz nett über unsere Reisepläne und unsere ersten Eindrücke von Vietnam. Auch sprachen wir über unser Lieblingsthema das Essen. Hier holte Fränn mal wieder ganz weit aus. Sie erklärte, dass sie es doof findet, dass die Menschen in Thailand so viele verschiedene „Pets“ essen. Der netten Frau vom Hotel schien diese Tatsache ebenso nicht zu gefallen. Änn hingegen war zu dem Zeitpunkt sehr amüsiert und musste lautstark lachen.

Nach dem Frühstück stand eine etwas komplizierte Angelegenheit auf dem Programm. Auf die wir aber nicht weiter eingehen wollen. Es hat etwas mit der nicht verschließbaren Badezimmertür zu tun. Änn & Fränn hatten aber auch hierfür eine perfekte und kluge Lösung parat. Wer möchte, kann uns zu diesem Thema ausführlich in den Kommentaren befragen.

Da das Wetter mit milden 21 bis 23 Grad sehr schön war und wir unternehmungslustig eingestellt waren, entschieden wir uns einstimmig die Stadt erneut zu Fuß zu erkunden. Erst einmal gingen wir Richtung Bahnschienen. Wir wollten die Straßenzüge außerhalb der Altstadt kennen lernen, da wo die wirklichen Menschen waren. Am Frühstückstisch ahnten wir noch nicht was uns erwarten würde. Erfüllt und freudig von dem vielen Erlebten trotteten wir den Bürgersteig parallel zur Bahntrasse entlang.

 

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Viele kleine Hühner und Hähnchen tummelten sich am Bordstein und zwischen den Laternen, Eimern und den kleine Hockern, die am Straßenrand aufgestellt waren. Hübsche Singvögel zwitscherten aus ihren Käfigen heraus. Vor einem Versicherungsbüro stand ein kleiner Käfig mit einem Hund. Der Käfig war ziemlich klein für ein solch großes Tier. Übergehangene Handtücher und ein Teppich am kleinen Hundegefängnis schützen den Hund vor der Sonne. Das wolfsartige Wesen hatte nur einen kleinen Wassernapf vor sich zu stehen. Änn war sofort klar: das ist ein Fleischhund! Sie revidierte ihre Meinung und versuchte zu überzeugen, dass der Hund dort nur eingesperrt war, damit der nicht vom ungestümen Mopedverkehr angefahren wird, während sein Herrchen auf Arbeit Versicherung verkauft. Wieder eine schöne Theorie von Änn. Mit dem beruhigenden Gefühl, dass der Hund vor dem Verkehr in Sicherheit war, spazierten wir weiter. Einige Meter später tollte drollig ein Cocker Spaniel mit seinen drei Welpen auf dem Gehweg, die das ungewöhnliche Szenarium, auf das wir gleich stießen, irgendwie sarkastisch unterstrichen.

 

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Liebe Kinder, stellt das Lesen ein, wenn ihr
Benno und Lassie in euer Herz geschlossen habt, ihr würdet wieder anfangen unnötig zu weinen.
Nur zwei maximal drei Schritte weiter stoppten wir direkt vor einem Verkaufsstand, der gebratene Hunde im Angebot hatte. Die Hunde lagen dort im Stück und übereinander gestapelt. Ihre braune Kruste glänzte wie die eines frisch gegrillten Spanferkels. Wir waren ganz aufgeregt. Essen die Vietnamesen etwa Hund? Höchstwahrscheinlich ja, denn warum sollten sie sonst tote Hunde zum Verkauf anbieten? Änn konnte keine passende Theorie zusammenstellen, die den Speisehund endgültig widerlegen konnte. Der Stand nebenan und gegenüber hatte auch Hundefleisch in der Auslage. Noch lagen sie in einem Stück da, bis auf die abgetrennten und wohl schmackhaft daneben positionierten Köpfe. Wie die Schädel so neben einander lagen, als würde das Tier noch seine Zähne fletschen.

 

 

Die kleinen Schwänzchen ragten aus vietnamesischer Sichtweise appetitlich in die Höhe. Für den einen oder anderen Tierliebhaber sicher kein angenehmer Anblick. Auch Änn & Fränn mussten kurzzeitig durchatmen. Eine vierköpfige vietnamesische Familie kam vorbei und suchte sich konzentriert ein Stück vom Hundefleisch aus. Die Verkäuferin nahm das Beil und hackte das Objekt der Begierde heraus.

 


Es war Sonntag in Hanoi, sicher ein delikater Sonntagsbraten für die vier. Die angebotene tierische Ware begutacheteten wir genauestens. Natürlich konnten wir es uns nicht nehmen lassen die Hunde zu probieren, ähm zu fotografieren. Vor lauter Schock zahlten wir den geforderten Dollar für die Fotoerlaubnis. Schon wieder gerollt. Hätten wir mal nicht nachgefragt, ob das Fotografieren erlaubt sei, dann hätten wir backpackermäßig Geld gespart. An diesem Tag, das wollen wir klarstellen, haben wir kein Hundefleisch probiert.

 

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Nach diesem nervenaufreibenden Erlebnis, echte Speisehunde gesehen zu haben, schlenderten wir durch Chinatown und die Altstadt von Hanoi bis hin zum Markt. Es war ein riesengroßer Markt mit einem sehr großen Gebäudekomplex, in dem allerhand Plunder gehandelt wurde. Schuhe, Kleidung, Technik, Bastelware, Massen von Stoffen und Tüchern bis hin zu Gewürzen aller Art. Der für uns interessante Teil des Marktes befand sich aber vor der Haupthalle draußen im Freien.

 

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Der Lebensmittelmarkt mit der Fleisch- und Fischabteilung. Die Krötenschlachtung könnten wie live miterleben, die etwas unappetitlich und mit einem unschönen Beigeschmack da her kam.

 

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Wieder wurden die verrücktesten Meeresbewohner zum Verzehr angeboten. Die Schlangenhalsschildkröten blickten traurig aus ihren Gittern hervor, Fränn verfiel als Schildkrötenliebhaberin in eine kleine Schockstarre.
Bereits zerteilte Fische schnappten noch minutenlang nach Luft und bewegten verzweifelt ihre Flossen. Katzen wurden angeboten, allerdings nur lebendig. In einem Gitterkäfig, wie er sonst nur für Vögel in der Gefangenschaft verwendet wird, saßen drei kleine Kätzchen. Gemäß der Aussage der Verkäuferin, sollten diese kleinen Babykatzen als Nahrungsmittel verwendet werden. Für 20.000 Vietnamesische Dong, das entspricht noch nicht mal einem Euro, wollte die Katzenhändlerin uns ein Kätzchen verkaufen. Änn & Fränn hatten zuvor gegessen und waren somit nicht interessiert. Selbstverständlich hatte Änn auch hier zu eine beruhigenden Theorie: Diese mitten auf dem Fleischmarkt zur Schau gestellten Kätzchen wären nur ein Touristenfänger. Der Plan war es entsetzte Touristen dazu zu bringen die jungen Katzen frei zu kaufen, aus Sorge sie würden auf jemanden Speiseteller landen. Leider bestätigte sich bisher diese Theorie nicht. Wir sahen vermehrt in der ganzen Stadt, am Straßenrand und auf Märkten anderer Städte diese Art Vogelkäfige mit kleinne Kätzchen.

 


Als späten Nachmittagssnack gab es eine Art Reiskissen in Palmenblätter eingewickelt, dieser wurde direkt an der Straßenkreuzung auf einer großen Pfanne gebraten. Sonderlich in der Konsistenz aber auch hier wieder die Erfahrung eines absolutes Geschmackserlebnisses. Am Abend gab es zum Abschluss des Tages es eine typische vietnamesische Suppe „Pho“ am Straßenrand. Diese traditionelle vietnamesische Suppe sollte uns den weiteren Verlauf der Vietnamreise treu zur Seite stehen und uns in hungrigen Momenten die nötige Energie bescheren.


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8 Gedanken zu „Hier wird doch der Hund in der Garküche verrückt!

  1. Hehe das ist ja wirklich hart zum Lesen fuer einen Tierliebhaber. ich stellte mir vor wie wir statt einer Ziege einer unserer Hunde braten unvorstellbar. Ich weiss eines, in so ein Land koennte ich nie gehen., da ich immer gruen waere vom Spucken. Bleibt stark und gesund, aber esst bitte keine Hunde und Katzen. Nudelsuppe ist gesuender!

    1. Andere Länder andere Sitten. Am Anfang waren wir auch schockiert aber irgendwie gewöhnt man sich auch dran. Menschen die bei uns in Deutschland das Fleisch im Discounter kaufen sind viel, schlimmer als die Menschen hier. In meinen Augen ist es egal, ob Ziege, Schwein, Rind etc. … Tier ist Tier und es ist allgemein nicht gut.
      Bewusster Fleischkonsum oder Verzicht. 😉
      Nudelsuppe zum Frühstück, Mittag und Abendbrot ist auf Dauer sehr langweilig,

  2. Schock…als Hundebesitzer kaum zu ertragen. Lebende Hunde in winzigen Käfigen sah ich schon in bangkok auf dem Markt und das war ein Schock. Was ihr erlebt habt hätte ich nicht tränenfrei überstanden. Frage: was war mit dem klo??? Ich hab euch doch geschrieben, wenn einer muß soll der andere solange rausgehn.
    Freu mich auf den nächsten blog.

    1. Wir sind einzeln auf Zimmer, haben zeitlich den Klogang eingeschätzt und uns dementsprechend abgestimmt. Bis zur abgemachten Zeit musste der Verbliebene in der Lobby Blog schreiben. Dann wurde gewechselt. Falls jemandem über oder unter dem Zeitpensum, ich sage mal der Schuh drückte, dann gab es eine kurze Rücksprache per SMS, messenge oder was weiss ich. Waren beide erleichtert, flüchteten wor aus Sicherheitsgründem aus dem Hotel ab in die Stadt hinaus

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