Der zweite Teil …
Der letzte volle Tag Bangkok, der letzte volle Tag Asien. Der letzte Tag mit sommerlichen Temperaturen bevor es in die heimische Kälte zurück nach Berlin ging. Unser gemeinsamer Treffpunkt mit Diana und Frank war unser einheimischer Markt, den wir schon vor sieben Wochen jeden Tag besuchten. Diesen ekeligen aber auch lustigen Markt wollten wir den beiden nicht vorenthalten.
Der üble verwesende Geruch war noch nicht aus den schmalen Gassen entwichen. Die halb toten Meeresbewohner kämpften immer noch um ihr Leben. Der unangenehme Anblick und Geruch ließ es nicht zu uns dort lange aufzuhalten. Außerdem hatten wir auch noch einiges auf unserem Tagesplan zu absolvieren. Zum Beispiel noch schnell eine Sehenswürdigkeit abgrasen, für die Befriedigung des kulturellen Gemüts, das irgendwie doch in uns allen schlummerte – der „stehende Buddha“. Zur Fortbewegung nutzen wir mal wieder unsere Füße und spulten die letzten Kilometer auf dem asiatischen Kontinent ab. Natürlich wollten wir uns auch noch eine thailändische Kaffeefahrt, traditionell in einem Tuk Tuk, nicht entgehen lassen.
Wenn dann das volle Programm. Wir handelten ein gutes Angebot aus: zwei Tuk Tuks, drei Sehenswürdigkeiten, besser gesagt Tempel, und eine Kaffeefahrtstation. In Wirklichkeit wurden es dann aber zwei Kaffeefahrthalte, da wir im Thai Fashion Store unser Nichtinteresse zu doll bekundeten. Fränn war entsetzt über das rüpelhafte Verhalten der anderen drei. Dann ging es gleich noch in eine riesige Schmuckmanufaktur. Die illustre Gesellschaft verhielt sich angemessen. Die erste Sehenswürdigkeit, ein recht netter Tempel. Das war dann auch schon das Beste an dieser Tour. Der zweite tempelige Halt war nicht mehr ganz so fotogen, denn die Fahrer schmissen uns an einer Baustelle heraus. Der Tempel lag in Gerüst und war nicht zugänglich. Gemein dachten wir, aber da wussten wir noch nicht, dass uns die Fahrer als nächstes einfach im Nirgendwo in Chinatown rausließen. Wir liefen fast eine Stunde von dort zu dem angekündigten Bauwerk und hatten uns trotz Erfahrung und Vorsicht rollen lassen. Nichtsdestotrotz nutzen wir die Gelegenheit am Tempel um uns von einem dicken gemütlichen Mönch segnen zu lassen.
Am Abend musste das Souvenirshopping weiter betrieben werden, denn wir hatten noch nicht alle Erinnerungsgegenstände und Geschenke im Sack. Wir taten dies am Ort des Vortages. Gleichzeitig bot es sich an dort zu speisen, aus Zeitgründen selbstverständlich. Es war nicht ganz leicht die richtige Speisestätte zu finden. In puncto Qualität und Preis gab es erhebliche Abweichungen. Wir nahmen dreimal Platz und standen zweimal wieder auf. Den Füßen, die während der Reise richtig was reißen mussten und unter den vielen zurückgelegten Kilometern litten, gönnten wir eine Pediküre. Sogar die beautyscheue Änn ließ sich nun sogar die Hornhaut raspeln.
Hatten die witzigen kleinen Fische in Kambodscha in der kurzen Zeit doch nicht alles schaffen können. Zum Abschluss gingen die drei Damen noch zur Massage. Wirklich alle? Nein, einer ging nicht. Frank massierte dann lieber den Hals seines Bieres. Fränn entschied sich für die Massage des Nackens. Änn probierte es mit einer Fußmassage, sie nahm an diesem Abend das Rund-um-glücklich-Paket für ihre Füße. Sollten auch sie einmal Luxus spüren. Diana wählte ebenfalls eine Fußmassage. Der letzte Abend in Bangkok ging zu Ende. Im Hostel zurück, machten Änn & Fränn das letzte Mal in Asien das Licht aus. Gute Nacht Bangkok!
Am Rückflugtag durften wir unser Hostel Zimmer bis 14 Uhr bewohnen. Wir nutzten die Zeit sinnvoll und gingen noch einmal in die Stadt. Unterwegs kamen wir am Straßenrand an einem frisch gegrillten Red Snapper nicht vorbei. Köstlich lag er da in der Mittagssonne.
Änn & Fränn mussten ihn sofort käuflich erwerben und verspeisen. Das Fischdinner war die letzte Aktion im Kapitel des Asienaufenthalts von Änn & Fränn, denn wir mussten die mühsame Heimreise antreten. Am Vortag hatten wir in weiser Voraussicht unser Taxi für die Flughafenfahrt vorbestellt. Es kam 20 Minuten zu früh.
Wir hatten nun 1,5 Stunden zum Flughafen zur Verfügung. Das sollte doch locker zu schaffen sein, dachten wir. Kaum bog das Taxi mit dem freundlichen jungen thailändischen Fahrzeugführer bei der ersten Kreuzung ab, standen wir auch schon im Stau. Wird schon, schätze Änn ein, so groß ist ja Bangkok nicht oder? Der Taxifahrer blieb ruhig und lächelte freundlich. Mit scheinbar jedem unserer Vorschläge war er einverstanden. Yes. Yes! An Bejahung schien er nicht zu sparen, es sprudelte nur so aus ihm heraus. Vor Beginn der Fahrt entschieden wir uns für die Route durch die Stadt, ohne den Highway zu nutzten, denn der Fahrer stimmte uns zu, dass es durch die Stadt zu der Tageszeit schneller ginge. 30 Minuten waren vergangen und wir waren gerade mal 600 Meter weit gekommen. Angespannt sahen wir auf die Uhr und fragen den Fahrer, ob wir den Flughafen bis 16 Uhr erreichen würden. Er stimmte zu. Wir waren beruhigt. Der Verkehr war immer noch zähflüssig und wir kamen einfach nicht voran. Ob wir jetzt doch lieber den Highway nehmen würden, rätselten wir herum. Der Fahrer nahm uns die Entscheidung ab, denn er bestätigte unsere Annahme mit einem klangvollen „Yes“. Nur mühsam bahnte sich das Taxi durch die vollen Straßen. Zunächst blieben wir entspannt, denn der Taxifahrer befürwortete ja unsere Ankunftszeit. Eine letzte Frage hatten wir dann aber doch an noch ihn. Ob die Stadt immer so voll wäre, wollte Fränn wissen und formulierte die Frage in ihrem schönsten Englisch.
„Sorry, I no language speaking!“
… gab der Taxifahrer schüchtern heraus und signalisierte, dass ihm die Fragerei so langsam auf den Sack geht, er verstehe eh nichts. Plötzlich wurde uns klar: der Taxifahrer verstand kein einziges Wort Englisch, er hatte auf all die vorherigen Fragen einfach nur aus Höflichkeit zugestimmt. Wir waren verloren! Wir würden unseren Flug verpassen!
Wie kämen wir wieder nach Hause?
Und wann?
Müssten wir für immer in Bangkok bleiben?
Langsam freundeten wir uns mit dem Gedanken an. Der Taxityp merkte unsere innere Unruhe, er roch unsere Nervosität. Er drückte aufs Gaspedal und raste den Highway wie ein junger Michael Schuhmacher entlang. Bis plötzlich ein Auto vor uns war. Es wich nicht auf die rechte Spur aus, obwohl Mister Yes das Auto weg drängelte. Die Bremsen quietschten. Änn & Fränn schlossen die Augen. Der Typ zog das Auto nach links. Nichts passiert. Er setzte die rasante Fahrt fort. Pünktlich am Flughafen angekommen, verlangte der freche Fahrer einen viel zu hohen Preis. Ausgemacht war etwas ganz anderes. Dieser ungehobelte listige Kerl bemerkte wohl, dass wir das Land verlassen und mit der thailändischen Währung nichts mehr anfangen konnten.
Diana und Frank hatten eine ähnliche Tortur hinter sich. Wir checkten zusammen ein und warteten auf unser Schicksal, auf die Maschine, die uns Richtung Heimat bringt. Zumindest vorerst bis Abu Dhabi.
Für den ersten Flieger besorgten wir uns Bier. Aus den restlichen indonesischen Rupiah entstand eine stattliche Ausbeute. Ein unangenehmer Stewart an Bord allerdings vermieste uns die gemütliche Verkostung. Wie kann ein Mensch so gehässig sein, nur weil er arbeiten muss. Änn verstand die Welt nicht mehr. Er ermahnt uns mehrmals, wir sollten das Bier trinken abstellen. Schön und gut, das machten wir auch. Aber im Flieger konnte das kühle Hopfengetränk in der Dose sich nicht einfach in Luft auflösen. Zumal wir auf Grund des Startvorganges nicht unsere Sitzplätze verlassen durften. Also stellten wir die Dosen auf die Erde. „Ladys, ich sage es zum letzten Mal“ sagte er und überkreuzte die Arme. Wollte er uns einsperren lassen? Der armselige Flugbegleiter hatte doch nicht alle Tassen im Schrank. War dies etwa seine einzige Möglichkeit Macht auszuspielen? Drohte er uns festnehmen zu lassen? Würde wir dann in den Frachtraum des Flugzeuges verfrachtet werden? Die anfängliche Unsicherheit vielleicht doch etwas Verbotenes getan zu haben, schwankte um in ein Gefühl umgeben von Lächerlichkeit.
In Abu Dhabi hatten wir einen kurzen Aufenthalt von vier Stunden und wir bekamen noch einiges geboten. Die Raucherbereiche im Flughafen werden uns in Erinnerung bleiben. Die offiziellen Raucherzonen, eine kleine Box ähnlich einer Telefonzelle. Innen hatten ca. 3 Personen Platz, je nach Körperfülle, ihre Lungen mit giftigem Qualm zu füllen. Die Wände waren aus Glas, so dass jeder diese Krebsfütterung beobachten konnte. Da der Raucher ein zähes Tier ist, schreckte ihn das nicht ab. An diesen Raucherzellen tummelten sich wartende Raucher in Schlangen nahe fünf Metern und warteten auf dieses einzigartige Erlebnis. Unsere Reisegruppe war von diesen Rauchertelefonzellen weniger begeistert und suchte eine Alternativlösung. In einem Pub gab es ein sogenanntes Raucherzimmer. Perfekt. Wir wagten uns hinein. Im Raucherraum selbst übertrugen vier große TV-Geräte unterschiedliche Fußballspiele, wie es so üblich ist in einem Pub. Die Luft im Raucherzimmer konnte man schneiden. Es roch wir in einem überdimensionalen Aschenbecher. Man konnte es praktisch schon schmecken. Um zu rauchen mussten man selber gar keine Zigaretten dabei haben, das war ein Vorteil, der leider nicht überwog. Es war sogar Diana zu viel Nikotin in der Luft. Eilig kehrten wir zu unserem Warteplätzen zurück. Die drei Minuten Aufenthalt im Raucherraum hatten zu Folge, dass unsere Kleidung genauso stank, wie nach einer durchtanzten Nacht im Kumpelnest 3000 bei uns im Kiez.
Bevor wir den letzten Flieger unserer Reise betraten und um uns die Zeit zu vertreiben, entledigten wir uns unserer Kleidung. Aber nur um die Sommersachen gegen die lange und warmhaltende Kleidung entsprechend des europäischen Winters in Berlin auszutauschen. Denn dieser Winter wartete in Berlin bereits auf uns. In langen Anziehsachen und festen Schuhe war es erdrückend. Änn & Fränn fühlten sich wie zwei Sardinen in einer Thunfischdose. Wie sollten wir so unser restliches Leben in Deutschland aushalten. Bekanntlich würde es erst ab Juni dort sommerlich werden und das dann höchstens auch nur für ein paar Tage. Lange konnten wir nicht über unser Leid trauern, denn plötzlich ging der Feueralarm im Flughafen los. Attention! Attention! Panik. Hoffnung. Panik.
Ein Wechselbad der Gefühle. Letztendlich stellte sich der Alarm als Fehlalarm heraus. Wir flogen nach Berlin. Die airberlin Maschine simulierte noch über der arabischen Halbinsel für uns den Winter. Wir froren was das Zeug hielt. Fränn verschlief den Start und wachte mitten im Flug orientierungslos auf. Das waren also die ersten Vorboten des Jetlags. Kurz vor Berlin bekam Änn einen Klimaanlagenschnupfen. Die Simulation funktionierte hervorragend. Gut vorbereitet auf das eisig graue Berlin schlichen wir kraftlos aus unserem Flugzeug. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. 1 Grad Außentemperatur, Schneeregen, Nebel, Wind. Willkommen zurück.