Nach mehr als fünf Wochen war der Tag gekommen, an dem wir unseren erster Besuch aus Deutschland erwarteten. Wir reisten aus Malaysia, Diana und Frank aus Bangkok nach Singapur an. Planmäßig sollte der Flieger mit Diana & Frank an Board zehn Minuten nach unserem landen. Hier war unser Treffpunkt für die weitere gemeinsame Reise.
Wir hatten auch schon einen Plan geschmiedet. Nachdem wir unsere Rucksäcke vom Gepäckband gezerrt hatten, machten wir den entsprechenden Flieger von den beiden aus Bangkok auf der Anzeigetafel ausfindig und begaben uns unauffällig zum entsprechenden Gepäckrückgabeband.
Zum Glück reisen die beiden immer mit sehr markanten Koffern. Wir konnten diese schon mal stibitzen und uns vorsorglich dahinter verstecken. Es dauerte nur einige Minuten, bis wir ihre Silhouetten aus der Ferne sahen. Sie kamen immer näher. Dann standen sie vor uns. Die Freude war riesig.
Frank konnte seine Powerbank und das gute Wetter leider nicht bis nach Singapur transportieren. Er hatte beides extra für die Reise eingepackt. Der Sicherheitsservice am Flughafen in Bangkok nahm ihm das Gerät zusammen mit dem Sonnenschein ab. Nur den Block für den Blog ließen sie mit ihm im Handgepäck reisen. Eine Überraschung überreichte das sorgsame Paar uns ausgehungerten Mädels, verschiedene Sorten Körnerbrot, einzeln verpackt. Änn & Fränn nahmen dankbar an – endlich wieder Körnerbrot als kleine Erinnerung an die Heimat.
Auch Diana & Frank waren Freunde der sogenannten Backpackertricks. Um die teure Taxifahrt zum Hotel bzw. Hostel zu umgehen, beschlossen wir das gut ausgebaute U-Bahnnetz (MRT) in Singapur zu nutzen. Das klappte sehr gut und wir kamen nach 40 Minuten Fahrt in Chinatown an.
Wir machten uns zu Fuß auf die Suche nach den Unterbringungen. Beide Unterkünfte lagen nur fünf Gehminuten von einander entfernt. Als erstes checkten wir in unserem Hostel ein. Uns erwartete ein winziges Zimmer mit einem Doppelstockbett. Bei der Begutachtung der Räumlichkeit konnten wir uns zur viert kaum wenden. Noch roch es nach etwas Muffigem. Fränn öffneten das Fenster, um den Duft aus dem Raum entweichen zu lassen. Dusche und WC waren für alle Gäste zur gemeinsamen Nutzung auf der Etage vorgesehen. Dies stellte aber kein Problem für uns da. In Singapur sind derartig kleine Unterkünfte völlig normal. Für uns reichte es vollkommen aus und wir waren mit unseren Räumlichkeiten zufrieden. Wir fühlten uns gleich wohl, da wir sehr freundlich und herzlich vom Hostel aufgenommen wurden.
Kurz die Rucksäcke abgestellt und weiter ging es zum Hotel von Diana & Frank. Die Lobby war groß, sie wirkte pompös und gewaltig. Wir hatten Angst, dass Änn & Fränn, die schmutzigen Backpacker, von der Security aus dem Hotel entfernt werden. Dazu kam es aber nicht. Der erste Eindruck des gewaltigen Eingangsbereich täuschte, denn das Zimmer war dann etwas sparsamer in der Fläche angelegt, man könnte sagen recht klein. Aber sie hatten eine eigene Dusche mit WC. Diana feierte die Premiere ihres ersten Duschklos. Auf dem Balkon köpften wir jeder eine kleine Flasche Sekt. Der edle Tropfen wurden von den beiden extra aus der Heimat mitgeschleppt. Durch den Transport im Gepäckabteil des Flugzeuges war er noch angenehm kühl.
Die Strenge der Regierung in Singapur war uns bekannt. Im Flugzeug warnten die Flugbegleiter alle Passagiere vor den Straftaten, die die Todesstrafe zur Konsequenz hatten. Auch im Vorhinein erkundigten wir uns über diesen Stadtstaat. Man darf nicht an allen Ecken rauchen, keinen Müll weg werfen, nur Zigaretten mit Steuerstempel auf der Zigarette rauchen, auch das Überqueren der Straße außerhalb eines Ampelbereichs ist verboten. Selbst Kaugummis dürfen nicht nach Singapur eingeführt werden. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeld, Prügel- oder Haftstrafen geahndet. Ein absoluter Albtrau für uns Backpacker. Überall in der Stadt waren Aufkleber mit den Warnungen zu sehen.
Also achteten alle darauf nur in den Raucherbereichen zu rauchen (jedenfalls zu Anfang) und auch jeden noch so kleinen Papierschnipsel ordnungsgemäß zu entsorgt. In der ganzen Stadt waren massig Überwachungskameras angebracht. Trotzdem bewegten wir uns irgendwann unbesorgt und ließen uns nicht einschüchtern.
Zur Erkundung der Metropole unternahmen wir eine Stadtwanderung. Nach nur wenigen Metern der Fortbewegung bot sich die Gelegenheit für Dianas erste Food Challenge. Ein Banh Bao, den wir schon aus Vietnam kannten, stand auf dem Speiseplan. Sie war bereit diese Hürde zu nehmen und probierte tapfer. Der erste Biss wurde prompt wiedergekäut. Nicht bestanden!
Änn & Fränn überzeugten sich höchst persönlich und aßen ihn vollständig auf. Wir mussten zugeben, dass dieser Kloß nicht ganz so lecker war wie in Vietnam, aber er war essbar.
Nach dieser ersten Herausforderung hatten wir Durst auf ein hopfenartiges Getränkt und besorgten uns welches im Supermarkt. Von den Bierpreisen in Singapur bekamen wir Tränen in den Augen. Eine Dose Bier kostet um die sieben Singapur Dollar, das entspricht fast vier Euro.
Auf unserem Plan stand die Orchard Road. Fränn und Diana wollten unbedingt zu Victoria´s Secret. Doch leider endete der Besuch in diesem Geschäft mit Fränns enttäuschtem sogenanntem Vicky-Gesicht. Es gab keine Unterwäsche für die beiden Damen zu kaufen, scheinbar in ganz Asien nicht. Enttäuscht irrten wir halbwegs planlos durch die Stadt. Wir besuchten die Marina Bay Area bei Tageslicht, um schon mal die besten Positionen für die Schnappschüsse der Skyline bei Nacht aufzuspüren.
Das Areal war bereits geschmückt für das chinesische Neujahrsfest. An großen bunten Dekoelemente und kitschigen Figuren mussten wir vorbei schreiten. Man konnte nicht übersehen, dass wohl das Jahr des Affen eingeleitet werden sollte.
Unser gemeinsames Abendessen nahmen wir im zentral gelegenen Food Court ein. Hier konnte man preisgünstige und leckere asiatische Speisen ergattern. Wir entschieden uns für unsere koreanische Lieblingsspeise. Änn & Fränn konnten so endlich mal wieder ein Bibimbap quer testen, dies gehörte schon in Berlin zu ihren Hobbys. Alle Beteiligten waren erledigt von der Anreise und dem ausgiebigen Spaziergang und suchten ihre Behausungen auf. So endete der erst Tag Singapur und zugleich unser erster Tag mit Diana & Frank.
Am zweiten Tag wollten wir die Sehenswürdigkeit nach einem besseren Plan ablaufen und fertigten noch im Hostel eine Übersicht an. Wir holten unsere Gäste an ihrem Hotel mitten in Chinatown ab. Die beiden hatten eine schlaflose Nacht hinter sich. Vor ihrem Balkon wurde gefeiert wie auf einem Jahrmarkt. Laute chinesische Technomusik und Feuerwerkgeräusche raubten ihnen den letzten Nerv. Ganz Chinatown war in Vorfreude auf das chinesische Neujahrsfest. Die Stände rund um die Festmeile waren bereits aufgebaut.
Einen einheimischen Markt besuchten wir und fanden einen ungewöhnlich aussehenden orangen Kuchen. Dieser musste zu Testzwecken unbedingt probiert werden.
Auch an diesem Tag war es sehr regnerisch. Wir hatten Probleme mit unseren Badelatschen den Halt auf den glatten Bürgersteig nicht zu verlieren. In Chinatown sahen wir uns zwei Tempel an, allerdings nur von außen. In Singapur gab es an jeder Ecke Bakkwa. Auf den ersten Blick sah es aus wie gegrillte Schwarte. Diana traute sich an ihre zweite Food Challenge heran. Sie aß das winzige Stück Fleisch auf. Bestanden!
Beim Garden By The Bay, ein angelegter Park mit künstlichen Riesenbäumen, schüttete es aus Kübeln. Unterschlupf fanden wir in einem amerikanischen Burgerrestaurant „Goldene Möwe“ und versorgten uns ausnahmsweise mit fastfoodartiger Kost. Der Garden By The Bay trug nicht zu Begeisterung bei. Die künstlichen Riesenbäume langweilten uns.
Wir wanderten vorerst durch den Regen zu unseren Unterkünften. Änn konnte vorbildlicher Weise an einer Fußgängerampel mit unerträglich langer und obendrein ungerechtfertigter Rotphase nicht über ihren Schatten springen. Sie blieb einige Minuten stehen, bis die Ampel auf Grün sprang. Bestraft wurde sie mit einem heftigen Regenguss, den sie während ihres Aufenthalts an der Ampelkreuzung voll abbekam, während die anderen sich schützend unter einen Schirm retten konnten.
Zum Abendbrot kehrten wie erneut im Food Court ein. Diesmal standen thailändische Gerichte auf unserem Speiseplan. Nachdem die Leckereien verzehrt waren und es dunkel geworden war, konnte es endlich auf zur Begutachtung der Skyline gehen. Singapur bei Nacht war ganz nett anzuschauen.
Leider konnte man sonst nicht viel unternehmen zur Abendzeit. Jedenfalls nicht wenn man keinen prall gefüllten Geldbeutel besaß. Der Besuch in einem Restaurant oder gar in einer Bar war enorm kostenintensiv. Das Bier war fast unbezahlbar. Diana & Frank luden uns aber trotzdem auf ein Bier in einem Pup ein, sie hatten ersichtlich Mitleid mit uns. Sie blechten für vier Bier unglaublichen 70 Singapur Dollar, fünfzig Euro. Da kann einem schon mal das Bier im Halse stecken bleiben.
Der Kellner leistete sich zudem ein eindrucksvolles Missgeschick. Er traute sich doch tatsächlich Franks noch nicht zu Ende getrunkenes Bier vorzeitig abzuräumen. Wir reagierten blitz schnell und schrien ihn an, so dass er das Bierglas beim völlig entsetzten Frank wieder abstellte. Mit diesem teuren Getränk im Bauch und später in der Blase traten wir den verdienten Heimweg zu den Unterbringungen an.
Am nächsten Morgen ging es schon wieder weiter nach Indonesien. Wir schafften gerade noch das Frühstück im Hostel einzunehmen. Auch bei der Abreise nahmen wir wieder die U-Bahn (MRT), um zum Flughafen zu gelangen. Nach zwei Haltestellen mussten wir umsteigen. Alle vier standen mit dem schweren Gepäck an der Bahnausgangstür. Die Ansagestimme im Zug kündigte den nächsten Halt an. Der Zug hielt. Änn dauerte es wohl zu lange bis die Türen sich öffneten und drückte schon mal hastig den Notknopf. Sie dachte es wäre der Knopf für die Türöffnung. Es war aber ein großer roter Knopf, der Notfallknopf. Den übrigen war der Ernst der Lage sofort bewusst und sie verließen zügig und unauffällig den Zug. Sie schoben Änn mit den Worten: „Ach du scheiße, bloß weg hier!“ die Rolltreppe hoch. Aus der Ferne konnte man beobachten, dass die Leuchten des Zuges blinkten und er sich nicht mehr von der Stelle bewegte. Er stand still, der Verkehr war durch den Notfallknopf lahm gelegt.
Würden jetzt Polizisten kommen, den gedrückten Knopf ermitteln, einen Fingerabdruck nehmen, Änn identifizieren (wir gaben Fingerabdrücke bei der Einreise ab) und bei der Ausreise am Flughafen festnehmen?
Wird Änn sich einen teuren Anwalt nehmen müssen?
Werden alle vier Reiselustigen Indonesien zur gleichen Zeit erreichen?
Das und noch viel mehr erfahrt ihr etwas später.
Hallo,
interessante und informative Beiträge hier, super. Habe längere Zeit als stiller Gast nur mitgelesen und mich jetzt mal angemeldet.
Ich würde mich freuen, wenn ihr bei Gelegenheit auch einmal auf meinem Blog zum Thema Textilreinigung vorbeischauen würdet.
Alles Liebe
Herbert
Hallo Herbert, vielen Dank für dein Kommentar. 😉
Ich würde jetzt lieber teures Bier in Singapur trinken und dabei an ner Ampel nen warmen Regenguss abkriegen, als hier bei Schneeregen doof in der Bude rumzusitzen!!! 😉
Bin gespannt, wie es weiter geht!
PS: Oh oh… wenn sie euch cachen wegen dem Notfallknopf, habt ihr hoffentlich kein geschmuggeltes Kaugummi dabei! 😉
Kopf hoch du hast doch bald wieder Ferien! 😉
Ach wenn wir gerade hier so schön bei billigem bier sitzen kommentiere ich trotzdem hier.
Geil, coll geschrieben und alles auf den punkt beschrieben.
Und das schönste, ich war dabei. Also fans verfolgt uns weiter und seid gespannt wie es weitergeht.
Nächste station java !!!!!
Mein 3 . ! Bier ich hoffe ich bin bald blau.