Die letzten Tage der Reise waren gezählt. Wir konnten dem Dauerregen von Krabi endlich entfliehen. Zwar hatten wir mit unserem Hotel einen echten Volltreffer gelandet, doch machte das verregnete Wetter einen Strich durch unsere Am-Strand-abhängen-Rechnung. Ein einziger halber Tag am Meer musste für diese Reise reichen. Die Metropolen der großen weiten Welt hatten es uns angetan. Der Schmerz über die verpassten Strandaufenthalte hielt sich in Grenzen, denn die thailändische Millionenstadt Bangkok sollte die nächste und letzte Station auf unsere fast vierwöchigen Reise sein. In dem Hotel in Krabi gab es alles, was das Urlauberherz begehrte. In Bangkok hieß es zum Abschluss der Reise wieder Hostel. Wir mussten uns vom „luxuriösen“ Hotelstandard wieder auf backpackergerechten Hostelflair umstellen und waren schon sehr gespannt, welche Unterkunft auf uns wartete.
Wir freuten uns schon riesig auf die letzten Tage in Bangkok. Die Eindrücke der letzten Wochen waren einfach so überwältigend, dass wir kaum noch in der Lage waren neue Reize aufzunehmen. Die Zeit des Wartens am Flughafen von Krabi wurde wieder klassisch für Foto- und Blogtätigkeiten genutzt. Der Flug ging reibungslos und knackig, fast schon langweilig über die Bühne. Am Flughafen Bangkok Don Mueang suchten wir als erstes den Lost & Found Schalter auf, da wir uns nach dem verloren gegangenen Bild erkundigen wollten. Leider gab niemand ein Bild, liebevoll in Zeitungspapier eingewickelt, an der entsprechenden Stell am Flughafen ab. Es war endgültig, die Peacemakerin aus Myanmar wird nun woanders Frieden stiften und andere Abenteuer ohne Änn & Fränn erleben. Zur Fortbewegung zum Hostel wollten wir wieder ein neues Verkehrsmittel testen. Statt Taxi wählten wir diesmal den Busshuttel direkt zur Khaosan Road. Statt den üblichen 400 Baht für ein Taxi wurden nur 300 Baht für zwei Plätze im Shuttlebus fällig. Es dauerte ewig bis der Bus Richtung Khaosan Road abfuhr. Wir warteten über eine Stunde an der Station. Nepper und Schlepper lauern überall, aber so ist das Leben eines Backpackers nun mal.
Das neue Hostel „Bangkok Hostel“ befand sich nur wenige Meter von unserer alten Unterkunft entfernt. Die Wahl des Hostels stellte sich als ein Glücksgriff heraus. Die Zimmer an sich und die Etagenduschen und Toiletten waren super sauber. Zwar hatten wir die Toilette nicht direkt auf dem Zimmer, doch daran gewöhnten wir uns schnell. Besonders freuten wir uns in Bangkok die zahlreichen interessanten Garküchen zu besuchen. So nahmen wir die Gelegenheit beim Schopfe und verspeisten eine typisch thailändische Suppe und einen frischen Saft am Straßenrand.
Den restlichen Tag nutzen wir, um durch die Gassen zu schlendern und um das ein oder andere Erinnerungs – oder Kleidungsstück günstig zu erwerben. Schon früh am Abend ließen die Kräfte nach und wir genehmigten uns zum Abschluss des Tages eine leckeres Pad Thai ehe wir zur Unterkunft zurückkehrten.
Fränn fing sich durch die Klimaanlage in Krabi eine heftige Erkältung ein. Sie verbrachte eine unruhige Nacht und erwachte immer wieder schweißgebadet. Sie rettet sich aber irgendwie in den nächsten Morgen und hoffte, dass ein gutes Frühstück sie wieder zu Kräften bekommen würde. Doch etwas mulmig wurde uns bei dem Gedanken an das Hostelfrühstück schon. Waren diese in der Vergangenheit nicht immer von Erfolg gekrönt. Wird es wieder eine Ei-Variation mit einem Klecks Marmelade geben? Unsere Erwartungshaltung schraubten wir aus Sicherheitsgründen zurück. Wir hatten Glück. Das Hostel bot Kaffee, Weißbrot, Marmelade aber auch Obst und Salat. So lud Fränn halbwegs ihren geschwächten Körper wieder auf.
Änns Bestreben war es den rumpeligen Markt, den wir zwei Jahren zuvor mit einer scheinbar unbezwingbaren Begeisterung immer wieder aufsuchten, auch auf dieser Reise einen Besuch abzustatten. Fränn erinnerte sich noch genaustens an den beißenden fischig fauligen Geruch und benötigte eine große Portion an Körperbeherrschung um Änn diesen sehnsüchtigen Wünsch erfüllen zu können. Also spazierten wir durch die Hitze der Stadt Richtung Markt. Alles sah genauso aus wie vor zwei Jahren, als wären wir nie weg gewesen. Nur der Geruch hatte sich inzwischen verstärkt. Es war kaum auszuhalten durch die Nase zu atmen. Neben den halbtoten Fischen und dem rohen Fleisch lag links und rechts auch immer Mal wieder frisches Obst, Gemüse und Gewürze. Katzen spazierten auf den Warentischen umher oder legten sich neben den Marktgütern für ein Nickerchen ab. Umso weiter man die Gasse hinauf lief, wurde auch der Gestank immer unangenehmer. Der Marktbesuch glich wieder einem Abendteuer. Wir sahen tote und lebendige Kröten, Aale und andere schlangenartige Meerestiere, Fische und Schildkröten. Das war alles nichts für schwache Nerven. Der Geruch potenzierte sich mit jedem Meter in den Markt hinein und wurde unausstehlich, sodass wir den Markt verlassen mussten. Wieder im Freien, atmeten wir erst einmal kräftig durch.
Nach diesem denkwürdigen Geruchserlebnis begaben wir uns zu unserem „eigentlich“ Shoppingeinsatz. Wir sammelten noch schnell ein paar letzte Einkäufe zum Ausstopfen unserer Rucksäcke. Die kränkelnde Fänn hatte jedoch keine große Ausdauer bei ihrer persönlichen Königsdisziplin. Zum Abend kehrten wir wieder in unserer geliebten Garküche ein.
Da wir die meisten Sehenswürdigkeiten in Bangkok schon kannten und von den vielen Abenteuern der letzten Wochen ausgebrannt waren, musste ein innovativer Plan her. Fränn wollte unbedingt auf den „The New Rot Fai Market Ratchada“ – Bangkok’s New Train Market an der Ratchadaphisek Road.
Dieser sollte ein absoluter Geheimtipp sein. Am frühen Abend machten wir uns dann auf den Weg, um uns selber ein Urteil erlauben zu können. Um bei der Fahrt zum Markt nicht abgezockt zu werden, gab Fränn wieder alles und fragte sämtliche Taxis und Tuk Tuk Fahrer nach dem aktuellen Preis für eine ca. 35-minütige Fahrt zum Markt. Als Preisobergrenze setzte sie sich 200 Baht. Leider sind die Preise wiedermal gestiegen und die Verhandlungen gestalteten sich mühsam. Letztendlich wurden wir fast zum gesetzten Preis fündig. Ein Tuk Tuk Fahrer willigte mit Zähneknirschen für 250 Baht ein. Nach ca. 10 Minuten Tuk Tuk Fahrt bot uns der Fahrer einen Rabatt von 50 Baht an, wenn wir an einer Schneiderei anhalten würden. Das Spiel kannten wir schon, die Fahrer bekommen eine Spritprovision von den Schneidereien, wenn sie Touristen in deren Geschäft locken. Da Fränn sich die 200 Baht in den Kopf gesetzt hatte, willige sie ein, sehr zum Leidwesen von Änn, die absolut nicht erfreut war. Somit hielten wir an der Schneiderei an und mussten uns in ein Verkaufsgespräch verwickeln lassen. Fränn war voll in ihrem Element. Änn hingegen konnte sich schauspielerisch in keine ernsthafte Verkaufsgesprächslage versetzten. Zumindest konnte sie sich gut das Lachen verkneifen. Allerdings nur bis Fränn auf die glorreiche Idee kam Änn in ihr Verkaufsgespräch einzubeziehen. Während Änn mit sich kämpfte und versuchte Interesse zu bekunden und den Katalog mit dem unmotivierten Verkäufer durchging, unterbrach Fränn das heitere Treiben und zeigte Änn einen fliederfarbenen Mantel, auch noch mit dem Ziel Änns Meinung einholen zu wollen. Die starke Fassade war eingerissen, es sprudelte einfach aus Änn heraus. Änn konnte nicht mehr vor Lachen. Es wurde schwer den Bogen wieder hinzubekommen. Die vereinbarten 10 Minuten mit dem Tuk Tuk Fahrer wurden von uns krampfhaft eingehalten. 50 Baht gespart. Challenge gewonnen und schnell weiter Richtung Markt. Im Tuk Tuk mussten wir herzlich über die Aktion lachen und schworen uns bei der nächsten Reise den Blödsinn nicht nochmal zu machen.
Nach einer ganzen Weile Fahrt durch die halbe Stadt erreichten wir endlich das Ziel „Bangkok’s New Train Market“. Wir stiegen aus dem Tuk Tuk und kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Es wurde nicht zu viel versprochen, denn der Markt überzeugte uns zu tiefst. Shopping Queen Fränn kam voll auf ihre Kosten. Für zwei Stunden vergaß sie ihre lästige Erkältung und machte ihrem Namen alle Ehre. In Asien hatten wir schon einige Nachtmärke besucht, doch dieser war ganz anders als die üblichen Touristenmärkte mit ihrem typischen Plunder. Hier war alles anders. Kein klassischer Mainstream. Vintage, Second-Hand, junge Designer, Barber und Künstler. Hier gab es einfach alles mit Niveau, Designershirts, hippe Jeans, Gebrauchtes und Neuware, wobei der Unterschied kaum zu erkennen war. Keine nervigen Touristen, viele Thais und Änn & Fränn.
Doch das war nur das eine Gesicht des Marktes. Nicht nur shopping-technisch sondern auch kulinarisch kommt hier jeder auf seine Kosten. Ein Paradies für Foodpacker wie uns. Wir wussten gar nicht, was wir zuerst kosten sollten. Die vielen bunten mit Liebe dekorierten Stände, Überdachungen und kleine Hüttchen hinterließen einen bleibenden Eindruck. Spieße, Teller, Waffeln, Zuckerwatte, Eis, Eierkuchen, Nachtisch, Suppe, Fisch, Fleisch und Veganes. Soweit das Augen schauen konnte. Kunstvoll angerichtete Speisen. Alles frisch und lecker. Umgeben von der Skyline von Bangkok.
Etwas unschlüssig welche der leckeren Speisen wir probieren sollten, stapften wir durch die Gassen. Der Gesundheitszustand von Fränn war weiterhin nicht gut, doch Fränn musste tun was Fränn tun musste. Gleich in der zweiten Gasse wurden wir fündig und beobachteten wie sich ein junger Thai eine Nachspeise „Smoking Monster“ bestellte. Das süße Gericht, einem Eisbecher ähnelnd, für 60 Baht (ca. 1,25 €). Die Herstellung sah so interessant aus, dass wir stehen blieben und bei der Zubereitung aufmerksam zu sahen. Danach war sofort klar, Fränn musste zur ersten Challenge antreten.
Der Mann hinter der Theke goss flüssigen Stickstoff auf bunte Maiskringel. Der Geschmack erinnerte an Kelloggs Fruit Loops. Es dampfte und brodelte. In totaler Perfektion wurde die Speise angerichtet. Immer und immer wieder wurde die einzelnen Kringel in die richtige Position gebracht. Gummibärchen und Schokokeksstäbchen dienten als Dekoration. Noch etwas Stickstoff oben drauf und fertig war das „Smoke Monster“.
Der Markt war so groß, dass faszinierte uns sehr. Ein wirkliches Highlight abseits des touristischen Treibens, welches bei keinem Besuch Bangkoks mehr fehlen darf. Nach ca. drei Stunden buntem Essen, trendigen Klamotten und einer Art Reizüberflutung an Eindrücken ging es mit dem Tuk Tuk wieder Richtung Hostel. Glücklich und zufrieden träumten wir von unseren nächsten Abenteuern.
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Ach wie gern wäre ich jetzt auf diesem neu entdecktem Markt. Klingt suppi und wenn ich wieder in BKK bin besuche ich ihn auf alle Fälle.
Danke für den Tip.
So nun bin ich gespannt wo der Wind euch das nächste mal hinträgt.
Bis dahin viel Glück, Gesundheit und Spaß am Leben.