Unsere zweite Station: Xi’an
Tag 4 – Dienstag
Der Wecker klingelte uns um 5:30 Uhr – früh raus, Koffer packen, weiter geht’s. Heute verließen wir Peking und flogen nach Xi’an, die alte Kaiserstadt. Alle aus der Gruppe waren wieder pünktlich in der Lobby, und um 6:30 Uhr starteten wir mit dem Bus zum Flughafen. Die Sicherheitskontrollen verliefen reibungslos – die neue Powerbank durften wir mitnehmen, da sie den Vorgaben der CCC-Zertifizierung entsprach, was hier sehr genau kontrolliert wurde. In China wird das seit Sommer nämlich streng kontrolliert: CE reicht nicht aus, ohne CCC-Siegel wird eine Powerbank einkassiert und im schlimmsten Fall kann man auch noch eine Strafe bekommen.

Nach knapp zwei Stunden Flug landeten wir gegen Mittag in Xi’an. Unser erster Stopp war das Muslimische Viertel. Dort trafen wir einen zusätzlichen örtlichen Guide, der uns einiges über die Stadt erzählte, z. B. dass es sich um das Ende der Seidenstraße handelt und daher mehr muslimische Menschen sich hier ansiedelten. Anschließend hatten wir etwa 30 Minuten Zeit, durch die belebte Gasse zu schlendern – voller Düfte, bunter Stände und Souvenirs – bis hin zum Stadttor.

Danach brachte uns der Bus weiter zu einer Jadefabrik. Jade ist in der chinesischen Kultur tief verwurzelt und steht seit Jahrtausenden für Frieden, Glück, Wohlstand und Unsterblichkeit. In der Fabrik erfuhren wir alles über Herkunft, Qualität und Bearbeitung, sahen Handwerker:innen bei der Arbeit – und natürlich wurde auch hier fleißig verkauft. Irgendjemand kauft schließlich immer etwas. 😉


Gegen 17 Uhr folgte das Abendessen – ein kulinarisches Highlight: ein Maultaschen-Bankett. In 18 Gängen wurden verschiedene Sorten von Teigtaschen serviert, jede mit einer anderen Füllung. In einem riesigen Saal reichten die Kellner:innen dampfende, bunte, herzhafte Variationen von Tisch zu Tisch. Niemand blieb hungrig – auch wenn es nicht die besten Maultaschen unseres Lebens waren.

Nach dem Essen ging es weiter zu den berühmten musikalischen Wasserspielen – angeblich die größten Lichtspiele Chinas, direkt am Glockenturm. Punkt 19 Uhr begann die täglich stattfindende Show: Wasser, Licht und Musik im perfekten Takt. Wunderschön anzusehen, zehn Minuten pure Synchronität – und das Beste: kostenlos.


Danach stand eine optionale Tour zur Wildganspagode bei Nacht an. Eigentlich wollten wir zurück ins Hotel, doch 28 von 38 Teilnehmenden entschieden sich spontan mitzukommen – also ließen wir uns mitreißen, wir wollten wie immer ja auch nichts verpassen. Wir spazierten durch die beleuchtete Beiyuanmen-Straße. Wir bekamen 30 Minuten Zeit, um erst die eine Richtung zu erkunden und dann nochmal 45 Minuten für die andere Richtung. Nach den ersten 30 Minuten trafen wir uns in der Mitte.

Und dort begann das Chaos: Der zusätzliche regionale Guide, der die Tour betreute, begann in der Mitte mit dem Durchzählen der Personen, ob auch alle da waren. Immer wieder fing er von vorne an zu zählen. Jedes Mal kam er zu dem Ergebnis, dass drei Personen fehlten. Ganze 20 Minuten lang wiederholte sich das Spiel – bis klar war: Wir waren die ganze Zeit vollständig. Fränns Nerven lagen blank. Wie schwer kann es sein, bis 28 zu zählen? Wir wollten doch einfach nur noch ins Bett!

Beim zweiten Treffpunkt war dann Schluss – zurück in den Bus, noch ein kurzer Stopp an der Stadtmauer von Xi’an. Beleuchtet im Dunkeln bot sie einen großartigen Abschluss des Tages: schnell ein Foto, dann weiter.

Erst nach 22:30 Uhr kamen wir im Hotel an und konnten endlich einchecken – fix und fertig, wie auch die letzten Tage schon. Fränn hatte Mega-Muskelkater von der Großen Mauer und unsere Handys waren jetzt schon gut gefüllt mit hunderten von Fotos und Videos.
Im Hotelzimmer angekommen, entschädigte der Blick aus dem 18. Stock unseres Zimmers alles: Xi’an lag glitzernd unter uns, ein Lichtermeer.
Tag 5 – Mittwoch

Terrakotta‑Armee & Weiterreise nach Chengdu
Der Wecker klingelte kurz nach sechs, die Abfahrt war um 7:30 Uhr. Ziel des Tages: die weltberühmte Terrakotta-Armee. Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir das Gelände – und wurden sofort von Verkäufern mit Schirmen und Regenponchos überfallen. Kein Wunder: Es regnete in Strömen. Die Stimmung? Eher gedämpft. Alle waren noch ganz schön fertig vom Vortag.
Architektur und Ausgrabungen sind eigentlich nicht Fränns Ding – aber gut, wenn man schon mal da ist, wird’s halt angeschaut.

Nach den Einlasskontrollen – mit kuriosen Regeln („Messer in der Hosentasche erlaubt, in der Tasche verboten“) – entschieden wir uns, für 5 Yuan pro Person den Shuttle-Buggy zu nehmen. Bei dem Wetter wollten wir nicht völlig durchnässt ankommen.
Dann betraten wir die erste Halle – und Fränn war sprachlos: Tausende lebensgroße Soldaten, Pferde und Wagen, jede Figur mit individuellem Gesichtsausdruck, Frisur und Detailreichtum.

Die Terrakotta-Armee wurde um 200 v. Chr. für Chinas ersten Kaiser Qin Shihuangdi geschaffen – als Schutz im Jenseits. Entdeckt wurde sie aber erst 1974 zufällig von Bauern beim Brunnenbau. Heute weiß man: Es gibt über 8.000 Soldaten, 130 Kriegswagen mit 520 Pferden und 150 Kavalleriepferde, aber nicht alles wurde bis heute ausgegraben.

In der zweiten Halle konnten wir den Archäologen bei der Arbeit zusehen – sie sortierten Scherben, setzten Figuren zusammen und nummerierten jedes Stück.

Einige Soldaten standen hinter Glas, so konnte man die feinen Details aus nächster Nähe erkennen: Falten im Gesicht, Faltenwurf in der Kleidung. Ursprünglich waren alle Figuren farbenfroh bemalt, doch die Farben verblassten nach den Ausgrabungen durch den Kontakt mit der Luft.




Gegen 12 Uhr sammelte sich die Gruppe wieder, und es ging zurück in den Bus – weiter zum Bahnhof. Der Bahnhof war riesig wie ein Flughafen, mit einer gewaltigen Halle und Anzeigetafeln nur auf Chinesisch. Zum Glück war alles perfekt organisiert. Wir mussten uns nur die Abfahrtszeit merken.


Irgendwann stiegen wir in den Hochgeschwindigkeitszug und rasten in etwas mehr als drei Stunden von Xi’an nach Chengdu. Ankunft: 18:30 Uhr. Danach direkt ins Hotel und gemeinsames Abendessen. Die gute Nachricht: Morgen ging es erst um 8:30 Uhr los – Ausschlafen! Und ein ganz besonderes Highlight wartete: Pandas! 🐼
Fazit: Zwei Tage Xi’an

Zwei Tage Xi’an – und die Stadt hat uns mit Gegensätzen überrascht. Im Muslimischen Viertel erwarteten uns Düfte, Trubel und bunte Gassen voller Plunder, während die Beiyuanmen-Straße am Abend fast schon westlich wirkte – mit unzähligen Fast-Food-Ketten, amerikanischen Marken und grellen Lichtern.
Das Maultaschen-Bankett war ein Erlebnis: satt wurden alle, auch wenn es kulinarisch Luft nach oben gab. Die Wasserspiele hingegen – ein echtes Highlight: Chinas größtes Lichtspiel, kostenlos und beeindruckend.
Unvergesslich bleibt natürlich die Terrakotta-Armee: Tausende Soldaten, Pferde, Wagen – jedes Detail einzigartig, geschaffen vor über 2.000 Jahren. Selbst Fränn, sonst wenig begeistert von Ausgrabungen, war fasziniert. Und dann war da noch das Zähl-Chaos – zwanzig Minuten Durchzählen ohne Fehlende. Nervig? Ja. Legendär? Auch. Am Ende nahmen wir Xi’an mit als Stadt der Gegensätze: historisch bedeutsam, touristisch überlaufen – und doch voller Momente, die man nie vergisst.
 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							 
							