Yangtze Kreuzfahrt
Unsere vierte Station: Yangtze Kreuzfahrt
Tag 7 – Freitag
Chongqing & Einschiffen
Der Wecker klingelte uns gnadenlos um 6:15 Uhr aus dem Bett. Schnell frühstücken, Koffer schnappen, ab in den Bus – heute begann unsere Weiterreise zum Yangtze-Fluss. Endlich sollte es etwas ruhiger werden, versprach unser Guide Gong. Nach den intensiven Tagen in Peking, Xi’an und Chengdu klang das fast zu schön, um wahr zu sein.
Am Bahnhof von Chengdu erwarteten uns wieder die obligatorischen Sicherheitskontrollen. Alles war in chinesischen Schriftzeichen, kaum jemand sprach Englisch – aber Gong lotste uns souverän durch.

Zur Stärkung gab es am Bahnhof noch ein paar Snacks für unterwegs. Fränn kaufte sich noch schnell einen Lego-Panda, Stimmung top. Pünktlich wie eh und je stand unsere Gruppe geschlossen vor dem Zugang zur Rolltreppe. Im Zug nutzten wir die Zeit zum Blog schreiben und Durchatmen. Wenige Stunden später erreichten wir Chongqing – eine Stadt, die wir bisher nur aus viralen Instagram-Clips kannten, z. B. in dem ein Zug mitten durch ein Wohnhaus fährt.
Mit ihren 32 Millionen Einwohnern (im Verwaltungsgebiet) gilt Chongqing als größte Stadt der Welt – fast so groß wie Österreich und umgeben von Bergen. Kein Wunder, dass sie auch „Stadt der Berge“ genannt wird.

Erster Stopp: Eling Park. Mit dem Wetter hatten wir heute kein Glück. Trotz Regen liefen wir bis zum Aussichtsturm. Gong meinte, der zweite Stock reiche – aber Fränn ließ sich nicht bremsen: Ganz nach oben oder gar nicht!

Der Ausblick auf den Yangtze war beeindruckend, auch wenn graue Wolken die Szenerie einhüllten. Samstags gibt es hier übrigens eine spektakuläre Dronenshow, falls du mal hierher kommen solltest unbedingt merken. Wir haben sie leider verpasst – typisch, es war ja erst Freitag.

Der Regen wurde stärker, doch Zeit zum Warten hatten wir nicht. Schnell ein paar Fotos, zurück zur Gruppe, weiter ging es mit dem Bus zum Parlamentsgebäude, ein kurzer Stopp – und dann hinein ins pralle Leben eines lokalen Marktes.

Der Markt war ein Erlebnis für alle Sinne: unten Fisch und Fleisch, oben Obst, Gemüse und Gewürze. Die Gerüche? Intensiv! Kauflaune? Eher nicht. Frische Luft war unser Highlight.

Zum Abendessen ging’s in ein Restaurant in einer Mall, ein chinesisches Restaurant – Pommes und Schnitzel inklusive.

Unser Schiff sollte gegen 19 Uhr ablegen, Regen hing in der Luft, und Gong warnte: Wenn das Wasser zu hoch steigt, könnten wir Probleme beim Boarding bekommen. Mit vollen Mägen fuhren wir zum Hafen, wo unser Schiff schon wartete. Regen hing in der Luft, der Bürgersteig stand halb unter Wasser, aber wir kamen trockenen Fußes an Bord.

Unsere Kabine überraschte: größer als erwartet, mit eigenem Balkon!
Kurz den Koffer abstellen, raus auf das Deck – und realisieren: Wir würden die nächsten Tage auf diesem schwimmenden Hotel verbringen. Wir fühlten uns wie in einer Folge „Traumschiff”, ob sich wohl Florian Silbereisen irgendwo versteckte?

Wir erkundeten das Schiff, checkten die Barpreise und die Getränkepakete, die man buchen konnte. Vier Varianten standen zur Auswahl: von 128 RMB (ca. 15 €) bis hin zu stolzen 1188 RMB (ca. 142 €) für ein Premium-All-Inclusive-Paket mit Cocktails, Kaffee, Tee und Softdrinks. Da die Einzelpreise moderat waren – ein Bier für 25 RMB (ca. 3 €) – entschieden wir uns dagegen, da wir eh nicht viel Zeit zum Trinken hatten.
Statt Skyline-Gucken mit Massenandrang entschieden wir uns für eine Massage – Schulter- und Fußmassage, perfekt nach Tagen voller Laufen. Die freundliche Masseurin zog sogar die Gardine beiseite, damit wir wenigstens einen Blick auf die Stadt beim Auslaufen erhaschen konnten. Sie konnten es auch nicht fassen, dass wir uns den Ausblick auf Deck entgehen ließen.
Nach der Massage waren wir tiefenentspannt. Der erste Abend endete gemütlich in unserer Kabine – Regen draußen, Ruhe drinnen.
Tag 8 – Samstag

Shuanggui-Berg & Bordleben
Ausschlafen? Fehlanzeige. Frühstück bis 8:15 Uhr, Durchsagen ab 7:30 Uhr – wer da noch weiter schlafen konnte, respekt. Wir entschieden uns heute bewusst für nur eine Vormittags-Tour, um auch Zeit zum Abschalten zu haben.

Nach dem Frühstück trafen wir uns um 8:40 Uhr auf Deck 2, fünf Minuten später ging es auch schon von Bord. Mit kleinen Bussen ging’s zum Shuanggui-Berg in Fengdu. Das alte Stadtgebiet wurde 2007 durch die Aufstauung des Yangtze überflutet – rund 100.000 Menschen mussten umgesiedelt werden.

Der Tempelberg gilt seit Jahrhunderten als Rückzugsort für Mönche, Künstler und Dichter. Besonders eindrucksvoll: die Felsenschriftzüge aus der Song-Dynastie (960–1279).


Oben erwartete uns eine kreative Überraschung: eine kleine Souvenir Werkstatt. Man konnte sich einen Stempel mit dem chinesischen Zeichen für „Glück“ selbst stempeln. Natürlich ließen wir uns das nicht entgehen.

Wir entschieden uns für die Variante im Glasrahmen und natürlich nicht geknickt (58 RMB) – ob der den Flug nach Deutschland übersteht? Fraglich. Vielleicht hatten wir ja “Glück”.
Zurück auf dem Schiff hieß es: Mittagessen, dann Entspannung pur.
Mariana genoss den Balkonblick und las, während Fränn Blogtexte nachholte. Endlich Zeit, Gedanken zu sortieren.

Am Nachmittag folgte die Begrüßung durch den chinesischen Florian Silbereisen aka den Kapitän – Sektempfang inklusive. Ein bisschen surreal: Wir waren auf einem Schiff, das durch eine der berühmtesten Flusslandschaften der Welt gleitet.

Die optionale Abendshow an Land ließen wir aus. Stattdessen genossen wir die Ruhe an Deck, planten den nächsten Tag und stellten fest: Diese Reise fühlte sich an, als wäre sie schon ewig lang – und gleichzeitig verflog die Zeit viel zu schnell.

Tag 9 – Sonntag

Three Gorges Summit & Schluchten
Ausschlafen? Fehlanzeige. Pünktlich um 6:30 Uhr klingelte der Wecker. Um 7:50 Uhr mussten wir auf Deck 2 stehen – Abfahrt zum Three Gorges Summit, dem „Gipfel der Drei Schluchten“. Die Landschaft, die wir dort sehen sollten, ist übrigens auf dem 10-Yuan-Geldschein abgebildet.

Die Anfahrt führte uns durch Berge, dann weiter mit kleinen Shuttlebussen bis ganz nach oben. Der Aussichtspunkt wurde erst 2022 eröffnet – entsprechend modern, aber noch im Aufbau.

Oben bot sich ein atemberaubendes Panorama über den Yangtze. Besonders eindrucksvoll: eine noch im Bau befindliche Brücke, wie ein gigantisches Band über den Fluss gespannt.

Der Rundweg führte zu drei Plattformen, jede mit einem anderen Blick auf die berühmten Schluchten – grandios, weit, beeindruckend.


Der Eintritt war mit 576,80 RMB (ca. 69 € für zwei Personen) nicht günstig, aber jeden Cent wert. Fränn machte unzählige Fotos und Videos – und versuchte sogar, den Standort bei Google Maps einzutragen. Ohne Erfolg.

Nach dem Rückweg aufs Schiff begann die Fahrt durch die eindrucksvolle Natur.

Die Felsen ragen steil empor, der Fluss schlängelte sich tief dazwischen – ein Naturwunder. Endlich war es soweit, wir passierten die erste Schlucht, die wir eben noch von oben gesehen hatten. Es war unglaublich windig, aber das hielt niemanden davon ab, Fotos und Videos zu machen.

Das Wetter war perfekt: sonnig, nicht zu heiß, nur der Wind blies kräftig. Fränn trotzte dem Wind für das perfekte Foto und schoss wie immer unzählige Fotos.

Nach etwa 20 Minuten war die Schlucht durchquert, und wir stürzten uns aufs Mittagessen. Voll gegessen blieb danach noch etwas Zeit zum Blog Schreiben, bevor der nächste Ausflug wartete.
Später legten wir in Gingshi an und wechselten dort in kleine Boote, um dort eine enge Nebenschlucht mit den kleinen Booten zu erkunden. Stille und Wasser – magisch.

Links und rechts türmten sich die mächtigen Felsen, über uns ein schmaler Streifen Himmel. Ein gigantischer Anblick auf die Felsen.

Wir fuhren rund 20 Kilometer hinein in die Schlucht und dieselbe Strecke wieder zurück. Auf dem Boot gab es ein Sonderangebot, vier Packungen regionaler Tee für nur 100 RMB. Doch Fränn hatte schon so viel Tee gekauft und Mariana wollte keinen mehr. Fränn überredete die humorvollen Mitreisende, Anette sich das Angebot zu teilen, Mariana blieb nichts anderes übrig als einzuwilligen. Dann ging es wieder zurück zum Kreuzfahrtschiff.

Am Abend: Letzter Sonnenuntergang auf dem Schiff, Bier in der Hand, Blick auf den Fluss. Pure Ruhe. Morgen stand der große Drei-Schluchten-Damm auf dem Programm – der größte Staudamm der Welt, der den Yangtze aufstaut und dann die Weiterfahrt nach Zhangjiajie.

Tag 10 – Montag

Drei‑Schluchten‑Damm & Weiterfahrt nach Zhangjiajie
Früh Morgens verließen wir das Schiff und fuhren mit dem Bus zum Drei-Schluchten-Damm, dem größten Wasserkraftwerk der Welt.

Der Damm ist rund 2,3 Kilometer lang, 185 Meter hoch und hat eine installierte Leistung von 22.500 Megawatt. Das entspricht dem Strom von etwa 15 Kernkraftwerken oder genug Energie, um rund 80 Millionen Haushalte zu versorgen – mehr, als ganz Österreich an einem Tag verbraucht. Kaum zu fassen, wenn man davor steht.
Der Bau dauerte von 1994 bis 2012 – über 1,3 Millionen Menschen mussten dafür umgesiedelt werden. Unser Guide betonte immer wieder die enge Zusammenarbeit mit Deutschland und die ausgezeichnete Qualität der Bauarbeiten. Rund um das gigantische Areal prägen Sicherheitskontrollen und Militärposten das Bild, da es sich um eine militärische Sonderzone handelt.

Nach einem kurzen Fotostopp ging es weiter – sechs Stunden Busfahrt nach Zhangjiajie.
Fazit: Drei Tage Yangtze‑Kreuzfahrt
Drei Tage auf dem Schiff – das klang nach Entspannung, und genau das war es auch. Zwischen Massagen, Balkonmomenten und dem Blick auf die langsam vorbeiziehende Landschaft konnten wir endlich durchatmen. Gleichzeitig war die Fahrt alles andere als langweilig.
Chongqing, die Stadt der Berge, überraschte uns mit steilen Straßen, chaotischen Märkten und endlosen Ausblicken.
In Fengdu erlebten wir Geschichte zum Anfassen – Felsenschriften aus der Song-Dynastie, ein Tempelberg voller Mythen und ein selbstgestempeltes Souvenir, das es hoffentlich heil nach Hause schafft.
Der Three Gorges Summit bot Wind, Weitblick und dieses Gefühl, winzig zu sein in einer Landschaft, die größer scheint als alles, was man kennt.
Und die Schluchtenfahrten – mal vom großen Schiff, mal ganz nah im kleinen Boot – waren still, eindrucksvoll und magisch.
Die Yangtze-Kreuzfahrt war kein Abenteuer im klassischen Sinne – eher ein sanftes Treibenlassen zwischen Natur, Technik und Alltagsabsurditäten. Eine Pause, die wir nach dem Trubel der Metropolen gebraucht haben.
2 Kommentare
Kabelgott
Na da brat mir doch ne Peningente ….Die Landschaft ist der Hammer ! Die Eindrücke auch wenn man sie selbst erlebt. Aber sehr gut in den Texten vermittelt. Weiter so👍
Sister Diana
Hammer ! Tolle Landschaft, und das Kreuzfahrtschiff ist auch super. Eine gute Mischung aus allem eure Reise. Bis zum nächsten Beitrag 🥰